Please use this identifier to cite or link to this item: doi:10.22028/D291-44328
Title: Bewertung des Vorliegens einer Depression oder Angststörung sowie der allgemeinen Lebensqualität bei Patienten mit einem Alpha-1-Antitrypsinmangel anhand von Patient-Reported Outcome Measures (PROM)
Author(s): Utzig, Michael Justin
Language: German
Year of Publication: 2024
Place of publication: Homburg/Saar
DDC notations: 610 Medicine and health
Publikation type: Dissertation
Abstract: Zusammenfassung Alpha-1-Antitrypsinmangel ist ein seltener Gendefekt, bei dem es zu einem Mangel des Proteaseinhibitors Alpha-1-Antitrypsin kommt. Je nach Manifestation können durch den Mangel an Alpha-1-Antitrypsin die Entstehung von Lungenemphysemen, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und Leberzirrhose verursacht oder begünstigt werden. Es wird zwischen den Subtypen ZZ, SZ, MZ, 00, MS und SS unterschieden, wobei der ZZ-Subtyp mit dem höchsten Risiko für Erkrankungen wie Lungenemphysemen oder Leberzirrhose einhergeht. Des Weitern gibt es diverse, bisher über 100, bekannte seltene Alpha-1-Antitrypsinmangel-Mutationsvarianten. Es ist einleuchtend, dass ein Gendefekt und die Aussicht, womöglich an einer der mannigfachen mit Alpha-1-Antitrypsinmangel assoziierten Erkrankungen wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Lungenemphyseme oder Leberzirrhose zu erkranken, eine psychische Belastungssituation für die betroffenen Patienten darstellt. Das übergeordnete Ziel der Studie ist die Beurteilung der Lebensqualität von Patienten mit Alpha-1-Antitrypsinmangel anhand von Patient-reported outcome measures (PROM). Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich ferner mit der Evaluierung des Vorliegens einer Depression oder Angststörung sowie verschiedener Aspekte der allgemeinen Lebensqualität bei Patienten mit Alpha-1-Antitrypsinmangel. Die Daten der Patienten mit einer Lungenerkrankung stammen aus dem „Deutschen Alpha-1-Antittrypsinmangel-Register“. Die Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten mit einer Lebererkrankung stammen aus dem Aachener Register. Der Patienteninteressensverein „Alpha-1-Antitrypsinmangel e.V” war ebenfalls bei der Patientenrekrutierung beteiligt. Die Patientendaten wurden hauptsächlich zur postalischen Kontaktierung der Patienten genutzt. Insgesamt wurden die Fragebögen von 475 Patienten mit Alpha-1-Antitrypsinmangel, die die Fragen zumindest partiell beantworteten, genutzt. Der Online-Teil der Studie erstreckte sich in einem Zeitraum von Mitte 2022 bis Ende 2023. Die Datensätze der Online-Fragebögen wurden zur Auswertung und Bearbeitung der Fragestellung genutzt. Das mittlere Alter der Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten lag bei 59 Jahren (Standardabweichung = 13, Range 13-94, Anzahl n=351), die Mehrzahl der Patienten hatte den Alpha-1-Antitrypsinmangel-Subtyp ZZ (Anzahl n=279, 59%). 241 (51%) Patienten hatten einen Alpha-1-Anttitrypsinmangel mit Lungenschwerpunkt, 33 (7%) Patienten hatten einen Leberschwerpunkt, 35 (7%) sowohl einen Lungen als auch einen Leberschwerpunkt. Innerhalb des Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patientenkollektivs wurde deskriptiv der Anteil an Angststörungen und Depression bei Patienten mit Alpha-1-Antitrypsinmangel ermittelt. 50 Patienten (14,2%) gaben an, eine Angststörung zu haben, 55 Patienten (15,6%) gaben eine Depression an. Die Prävalenz der Angststörung sowie Depression der Online-Studie wurde daraufhin mit der bundesdeutschen Prävalenz für Angststörungen und Depression verglichen. Laut Deutscher Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) lag die Prävalenz der Depression 2021 bundesweit bei 8,2%. In der Online-Studie gaben 15,6% der Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten eine Depression an. Rein deskriptiv liegt das Kollektiv der Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten damit 7,4% über der bundesweiten Prävalenz. Mit Hilfe des eindimensionale Chi-Quadrat-Test konnte gezeigt werden, dass hochsignifikant (Signifikanzniveau <0,001) mehr Patienten mit einem Alpha-1-Antitrypsinmangel eine Depression angeben als die bundesweit evaluierte Prävalenz es suggerieren würde. Die bundesweite Prävalenz von Angststörung lag Stand 2014 sowie 2017 bei 15,4% (Faktenblatt Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde; Jacobi, F., Höfler, M., (2014)). Die Prävalenz lag im Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patientenkollektiv bei 14,2%, damit um 1,2% niedriger. Erwartungsgemäß konnte durch Verwendung des eindimensionalen Chi-Quadrat-Tests zudem bestätigt werden, dass die Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten der Online-Studie nicht signifikant häufiger an Angststörungen leiden als der Bundesdurchschnitt. Es wurde ferner untersucht, ob Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten, die eine pulmonale Manifestation des Alpha-1-Antitrypsinmangels vorwiesen, häufiger auch eine Depression oder Angststörung angaben als Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten mit einer hepatischen Manifestation. Unter Anwendung des Exakten Tests nach Fisher konnte in Bezug auf Angststörung kein signifikantes Ergebnis berechnet werden, die Signifikanz betrug errechnet 0,470 und war damit größer als der gewählte p-Wert <0,05. Damit hatten Patienten mit einer pulmonalen Manifestation nicht signifikant häufiger eine Angststörung als Patienten mit einer hepatischen Manifestation. Patienten mit pulmonaler Manifestation hatten nicht signifikant häufiger eine Depression als Patienten mit hepatischer Manifestation, die asymptotische Signifikanz lag bei 0,218 und war damit größer als der gewählte p-Wert <0,05. 28 (62,2%) der Patienten mit einer Angststörung wünschten sich eine psychologische Begleitung. Demnach wünschten sich Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten mit einer Angststörung hochsignifikant häufiger (asymptotische Signifikanz <0,001; p-Wert <0,001) eine psychologische Begleitung als Patienten ohne Angststörung. Des Weiteren wünschten sich 34 (69,4%) Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten mit einer Depression eine psychologische Begleitung, hochsignifikant häufiger (asymptotische Signifikanz <0,001; p-Wert <0,001) als Patienten ohne Depression. Durchschnittlich wünschten sich 20,25% der Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten ohne Angststörung oder Depression eine psychologische Begleitung. 37,5% der Probanden mit Angststörung wurden psychologisch behandelt, 62,5% nicht. Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten, die eine Angststörung angegeben hatten, befanden sich hochsignifikant häufiger in psychologischer Behandlung als Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten ohne Angststörung (asymptotische Signifikanz <0,001; p-Wert <0,001). Von den 53 Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten mit Depression (53 Patienten beantworteten die Frage) gaben 41,5% an, sich in psychologischer Behandlung zu befinden, 58,5% der Patienten mit Depression befanden sich demnach nicht in psychologischer Behandlung. Probanden, die eine Depression angaben, befanden sich signifikant häufiger (zweiseitige asymptotische Signifikanz < 0,001; p-Wert <0,001) in psychologischer Behandlung als Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten ohne Depression. Beschränkt auf das Vorhandensein von zumindest einer leichten Einschränkung der Beweglichkeit, sind 55,25% der Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten mindestens leicht eingeschränkt in ihrer Beweglichkeit und in Summe sind 63,72% in ihren alltäglichen Tätigkeiten in irgendeiner Form eingeschränkt. 244 (65,77%) der Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten haben einen Grad der Behinderung (GdB), wobei 79 Patienten (22,25%) angeben, aufgrund des Alpha-1-Antitrypsinmangels frühverrentet zu sein. 292 (63,2%) der Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten gaben an, Schmerzen zu verspüren, mindestens ein wenig ängstlich oder deprimiert fühlten sich 270 (58,31%) Patienten. Bei Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten, die eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung angeben, lag signifikant häufiger auch eine Depression vor als bei Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten, die keine chronisch obstruktive Lungenerkrankung angaben. Bei einem Pearson-Chi-Quadrat-Wert von 5,213 und einer zweiseitigen asymptotischen Signifikanz von 0,022 (p-Wert <0,05), liegt ein signifikantes Ergebnis vor. AATD-Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung haben im Vergleich zu den Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten ohne chronisch obstruktiver Lungenerkrankung hochsignifikant häufiger auch eine begleitende Angststörung, der Pearson-Chi-Quadrat-Wert von 13,543 und die zweiseitige asymptotische Signifikanz von kleiner <0,001 (p-Wert <0,001) implizieren, dass hier ein hochsignifikantes Ergebnis vorliegt. Die analysierten Daten von 475 Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten konnten zeigen, dass 15,6% der Probanden eine Depression angaben. Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten mit Depression oder Angststörung wünschten sich signifikant häufiger eine psychologische Begleitung. Des Weiteren hatten Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung hochsignifikant häufiger eine begleitende Angststörung im Vergleich zu denen ohne chronisch obstruktiver Lungenerkrankung. Die Ergebnisse suggerieren, dass Depressionen bei Patienten mit Alpha-1-Antitrypsinmangel häufiger auftreten als in der Normalbevölkerung, was auf eine erhöhte psychische Belastung der Patienten mit Alpha-1-Antitrypsinmangel zurückgeführt werden könnte. Ferner zeigt die erhöhte Prävalenz von Angststörungen bei Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, dass jene Patientengruppe eine erhöhte Auftretenswahrscheinlichkeit für begleitende psychische Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen hat. Der Wunsch nach psychologischer Begleitung, vor allem bei Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten mit Depression oder Angststörung, unterstreicht vielmehr die Notwendigkeit einer ganzheitlicheren Betreuung sowie Unterstützung für Alpha-1-Antitrypsinmangel-Patienten.
Abstract The primary aim of the national, multi-center, non-interventional study is to evaluate the quality of life (QoL) of patients with alpha-1 antitrypsin deficiency (AATD) via patient-reported outcome measures (PROM). Furthermore, the following work evaluates the presence of depression or anxiety disorders as well as selected aspects of the quality of life in patients with alpha-1 antitrypsin deficiency (Wise et al., 2020; Cazzola, Stolz et al., 2020). Alpha-1 antitrypsin deficiency is a rare genetic condition in which patients develop a deficiency of the proteinase inhibitor alpha-1 antitrypsin, which has protective effects on body tissues such as lung or liver tissue (ebenda). There are several manifestation sites for AATD, most patients develop lung or liver diseases as well as skin manifestations, but other loci are also possible. Alpha-1 antitrypsin deficiency can eventually lead to various diseases such as chronic obstructive pulmonary disease (COPD), lung emphysema, and liver cirrhosis. AATD subtypes ZZ, SZ, MZ, 00, MS, and SS are differentiated from each other. The ZZ subtype corresponds to homozygous expression and is associated with the highest risk of developing lung emphysema or liver cirrhosis. Therefore, it seems plausible that the diagnosis of a genetic disorder, like alpha-1 antitrypsin deficiency, and the associated risks of developing lung or liver diseases can be mentally burdensome for affected patients. The data of patients with lung manifestations used for this study originated from the "Deutschen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel-Register" located in Homburg, Saarland, and the register in Aachen, state of North Rhine-Westphalia as well as the “Alpha-1-Antitrypsinmangel e.V”. The patient data was mainly used to fill in the contact forms to reach out to the patients in order to invite them to participate in the online study. In total, 475 patients answered at least one item. The online study was conducted between the second quarter of 2022 and the third quarter of 2023. The data collected during this period was used to answer the research question of this work. The mean age of the AATD patients was 59 years (SD=13, range 13-94, n=351), with most patients having AATD subtype ZZ (n=279, 59%). 241 (51%) patients had a lung manifestation, 33 (7%) had a liver manifestation, and 35 patients had both. The proportion of anxiety disorders and depression in patients with AATD was described and evaluated by descriptive statistical methods. Within the AATD patient cohort, 50 patients (14.2%) stated to have an anxiety disorder, and 55 patients (15.6%) stated depression as comorbidity. The prevalence of anxiety disorders, as well as depression was then compared to the general proportion of anxiety disorders and depression in Germany. According to the "Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)", the prevalence of anxiety disorders was 15.4% in 2017, and depression was 8.2% in 2021 (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde). The proportion of depression was 7.4% higher than the nationwide prevalence. A unidimensional Chi-Square test was then performed, revealing that the proportion of depression in AATD patients was significantly higher (significance level <0.001; p-value: <0.001) compared to patients without AATD. 28 (62.2%) of the patients with an anxiety disorder wished for psychological support. Therefore, AATD patients with an anxiety disorder desired psychological support significantly more frequently (asymptotic significance <0.001; p-value <0.001) than patients without anxiety disorders. Furthermore, 34 (69.4%) AATD patients with depression wished for psychological support significantly more often (asymptotic significance <0.001; p-value <0.001) than patients without depression. On average, 20.25% of AATD patients without anxiety disorder or depression wished for psychological support. 37.5% of subjects with anxiety disorder received psychological treatment, while 62.5% did not. AATD patients who reported an anxiety disorder were significantly more often in psychological treatment than AATD patients without an anxiety disorder (asymptotic significance <0.001; p-value <0.001). Of the 53 AATD patients with depression (53 patients answered the question), 41.5% reported being in psychological treatment, while 58.5% of patients with depression were not psychologically treated. Participants who reported depression were significantly more likely (two-sided asymptotic significance <0.001; p-value <0.001) to be in psychological treatment than AATD patients without depression. Restricted to at least mild mobility impairment, 55,25% of AATD patients are at least mildly restricted in their mobility, and 42.2% are restricted in their daily activities. 244 (63,72%) of the AATD patients have a degree of disability (Grad der Behinderung; GdB), with 79 patients (22,25%) reporting early retirement due to AATD. 292 (63,2%) of the AATD patients reported being in pain, while 270 (58,31%) patients felt at least somewhat anxious or depressed. AATD patients who reported COPD also significantly more frequently reported depression than AATD patients who did not report COPD (Pearson chi-square value of 5.213 and a two-sided asymptotic significance of 0.022; p-value <0.05). The Pearson chi-square value of 13.543 and the two-sided asymptotic significance of less than <0.001 (p-value <0.05) indicate a highly significant result. Thus, compared to AATD patients without COPD, AATD patients significantly more often have a concurrent anxiety disorder.
Link to this record: urn:nbn:de:bsz:291--ds-443284
hdl:20.500.11880/40894
http://dx.doi.org/10.22028/D291-44328
Advisor: Bals, Robert
Date of oral examination: 6-Feb-2025
Date of registration: 8-Dec-2025
Faculty: M - Medizinische Fakultät
Department: M - Innere Medizin
Professorship: M - Prof. Dr. Robert Bals
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