Please use this identifier to cite or link to this item:
doi:10.22028/D291-42706
Title: | Modellprojekt zur Verbesserung der Lebensqualität und Behandlungszufriedenheit von Hämophilie-Patienten durch eine mobile ambulante Versorgung |
Author(s): | Schleicher, Christian |
Language: | German |
Year of Publication: | 2024 |
Place of publication: | Homburg / Saar |
DDC notations: | 500 Science 610 Medicine and health |
Publikation type: | Dissertation |
Abstract: | Zusammenfassung
Eine der wesentlichen Voraussetzungen für einen dauerhaften Behandlungserfolg bei Patienten mit Hämophilie ist eine enge Bindung an ein spezialisiertes Hämophilie-Zentrum. Erstmals wurde mit der Implementierung einer mobilen Hämophilie-Ambulanz (MHA) des Haemophilia Comprehensive Care Centres (HCCC) am Universitätsklinikum des Saarlandes eine externe ambulante Versorgungsmöglichkeit für Hämophile und ihre Familien eingerichtet, welche die ländliche Region des Bundeslandes Saarland versorgen sollte. Neu an diesem Projekt war, dass ein Mitarbeiter des Hämophilie-Zentrums direkt zu dem Patienten nach Hause kam. Der Hämophile konnte somit in seiner häuslichen Umgebung näher kennengelernt werden. Mögliche Probleme und Schwierigkeiten der Patienten sollten frühzeitig erkannt werden, um gegebenenfalls zeitnah Hilfsangebote anbieten zu können.
Ziel des Projektes war es herauszufinden, ob die zusätzlichen Leistungen einer MHA zu einer Verbesserung der Lebensqualität, der Behandlungszufriedenheit und der Therapie-Adhärenz führen und letzendlich dadurch ein positiver Effekt auf die jährliche Blutungsrate erzielt wird.
Es handelte sich dabei um ein zeitlich befristetes Modellprojekt zur Optimierung der Versorgung von Hämophilie-Patienten. Die Laufzeit betrug drei Jahre und wurde durch finanzielle Unterstützung der Firma Baxter Deutschland GmbH ermöglicht. Die Hausbesuche im privaten Umfeld wurden mit einem Projekt-PKW durchgeführt.
Bei den Studienteilnehmern wurden während des Projektes zwei Interviews im Abstand von mindestens zwölf Monaten durchgeführt. In den Befragungen wurden klinische und soziodemographische Daten erhoben. Zur Messung der Lebensqualität und zur Behandlungszufriedenheit wurden die etablierten Fragebögen Haem-A-QoL und Hemo-QoL sowie Hemo-SatA/P verwendet. Die erwachsenen Patienten und Eltern wurden über ihre Bedürfnisse und Erwartungen an eine MHA befragt. Die Therapie-Adhärenz wurde anhand definierter Kriterien von den Hämophiliebehandlern beurteilt.
In die Studie wurden 79 Patienten eingeschlossen. Es waren 56 erwachsene Hämophile mit einem durchschnittlichen Alter von 37,4 Jahren (SD = 16,4, Spannweite 17 bis 78 Jahre) und 23 Kinder und Jugendliche (MW = 9,8 ± 4,2 Jahre, Spannweite 3-16 Jahre). Insgesamt hatten 62 % der Patienten eine schwere Form einer Hämophilie und 48,1 % waren auf eine Faktor-Prophylaxe eingestellt. Eine Heimselbstbehandlung wurde von 79,4 % aller Studienteilnehmer durchgeführt. Die Erwachsenen hatten zu Beginn des Projektes eine mittlere Anzahl an Gelenkblutungen pro Jahr von 2,5 (SD = 5,4) und die Kinder und Jugendlichen von 0,4 (SD = 1,7). Die Entfernung zum Hämophilie-Zentrum lag im Median bei 43,5 km (Spannweite 3-200 km).
2
Zusammenfassend berichteten die erwachsenen Hämophilen (MW = 23,1 ± 17,1) und die Kinder und Jugendlichen (MW = 24,3 ± 11,1) über eine bereits sehr hohe Lebensqualität in der ersten Befragung. Die gemessene Behandlungszufriedenheit wurde bereits zu Beginn des Projektes von den Erwachsenen (MW = 11,2 ± 9,5) und den Eltern (MW = 14,3 ± 7,4) als sehr hoch angegeben und einem Großteil der Studienteilnehmer wurde von den Behandlern eine gute Adhärenz bescheinigt.
Die zweite Befragung ergab bei den Erwachsenen eine signifikante Verbesserung in den Dimensionen ˈArbeitˈ (p<0,028), ˈZurechtkommenˈ (p<0,001) und im ˈGesamtergebnis des Haem-A-QoLˈ (p<0,033). Die Eltern beurteilten die Lebensqualität ihrer Kinder in einigen Bereichen signifikant besser als in der ersten Befragung. Die Behandlungszufriedenheit war bei der Zweitbefragung ähnlich hoch wie zu Beginn des Projektes ohne signifikante Veränderungen. In der Adhärenz konnte bei den Studienteilnehmern eine Verbesserung mit einer geringen Effektstärke nach Cohen nachgewiesen werden (p<0,015; d = -0,29). Eine Änderung der Anzahl der jährlichen Blutungsrate und der jährlichen Anzahl an Gelenkeinblutungen konnte jedoch nicht aufgezeigt werden.
Die Einrichtung einer MHA wurde von den erwachsenen Hämophilen und den Familien hämophiler Kinder sehr gut angenommen. Es hielten 92,4 % aller Studienteilnehmer eine enge Bindung an das Hämophilie-Zentrum für ˈziemlich/sehr wichtigˈ. Das Konzept einer MHA wurde von 88,6 % als ˈziemlich/sehr wichtigˈ angesehen. Ein Großteil der Studienteilnehmer nahm während des Projektes bereits Leistungen der MHA in Anspruch. Diese betrafen hauptsächlich professionelle und patientenspezifische Informationen für die Lehrer und Ärzte der Patienten sowie die Beratung der Patienten bei sozialrechtlichen Fragen und Unterstützung bei Behördengängen.
Die Ergebnisse dieser Studie belegen, dass das Konzept einer MHA von den Patienten sehr gut angenommen und genutzt wurde. Eine MHA erweitert das Spektrum der Behandlungsoptionen eines HCCC und ist eine sinnvolle Ergänzung in der Versorgung dieser Patienten. Insbesondere junge Familien mit Kindern, ältere Hämophile mit körperlichen Einschränkungen sowie Patienten mit fehlender Transportmöglichkeit zum Hämophilie-Zentrum und schlechter Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel profitieren von einer MHA. Summary For persons with haemophilia (PWHs) a close tie to a specialized centre is an essential key for a lasting treatment success. For the first time, with the implementation of a mobile haemophilia outpatient care (MHOC) at the Haemophilia Comprehensive Care Centre (HCCC) of the Saarland University Hospital, an external outpatient care option for persons with haemophilia and their families was set up, which was intended to provide care in the rural region of the federal state of Saarland. The novelty of this project 3 was that a staff member of the haemophilia centre came directly to the patients´ homes. Persons with haemophilia could thus be got to know more closely in their home environments. Possible problems and difficulties should be identified at an early stage in order to offer help promptly if necessary. The aim of the project was to find out whether the additional services of a mobile haemophilia outpatient care (MHOC) lead to an improvement in quality of life, treatment satisfaction and therapy adherence and ultimately have a positive effect on the annual bleeding rate. This was a temporary model project to optimize the care of hemophilia patients. The duration of the project was three years and has been made possible through financial support from Baxter Germany GmbH. The home visits were done by a project car. During the project, two interviews were carried out with the study participants at least twelve months apart. Clinical and sociodemographic data were collected. Quality of life and treatment satisfaction were measured by established and validated questionnaires (Haem-A-QoL/Haemo-QoL and Hemo-SatA/Hemo-SatP). The adults and parents were interviewed about their needs and expectations towards a mobile haemophilia outpatient care. Therapy adherence was assessed by the haemophilia physicans using defined criteria. Seventy-nine patients were included in the study (56 adults, 23 children), with a mean age of 37.4 ± 16.4 years (range 17-78) and 9.8 ± 4.2 years (range 3-16). In total, 62 % of the patients were severely affected and 48.1 % received a permanent prophylaxis. Home treatment was done by 79.4 % of all study participants. At the beginning of the project, the adults had a mean number of annual joint bleeds of 2.5 (SD = 5.4) and the children and adolescents 0.4 (SD = 1.7). Median travel distance to the Haemophilia treatment centre was 43.5 km (range 3-200). In summary, the adults (M = 23.1 ± 17.1), the children and adolescents (M = 24.3 ± 11.1) reported a good quality of life in the first survey. The treatment satisfaction measured was already stated to be very high by the adults (M = 11.2 ± 9.5) and parents (M = 14.3 ± 7.4) at the beginning of the project. The majority of study participants were evaluated to have a good treatment adherence. After one year follow-up of the mobile haemophilia outpatient care, a significant improvement was seen in the haemophilia-related quality of life in the domains ˈworkˈ (p<0.028), ˈdealingˈ (p<0.001) and ˈtotal scoreˈ (p<0.033) by the adults. Parents rated their children’s quality of life significantly better in some areas in the second interview. Treatment satisfaction was similar to the results at the beginning of the project. There were seen no significant changes. An improvement in adherence was demonstrated in the 4 study participants with a small effect size according to Cohen (p<0,015; d = -0,29). However, no change in the number of annual bleeding rate and the annual number of joint bleeds could be seen. The establishment of a mobile haemophilia outpatient care was well accepted by the adults and families of a child with haemophilia. 92.4 % of all study participants considered an intense binding to the Haemophilia Treatment Centre as ˈrather/very importantˈ and 88.6 % saw the concept of a mobile haemophilia outpatient care as ˈrather/very importantˈ. A large part of the study participants already used services during the project. These mainly concerned professional and patient-specific information for the patientsˈ teachers and physicians as well as advice on social law issues and support in dealing with authorities. The results of this study show that the concept of a mobile haemophilia outpatient care was very well received and used by the patients. A mobile haemophilia outpatient care expands the spectrum of treatment options at a Haemophilia Comprehensive Care Centre (HCCC) and is a meaningful supplement in the care of people with haemophilia. In particular, young families with children, elderly with physical restrictions as well as patients with limited access to the Haemophilia Treatment Centre profit from the concept of a mobile haemophilia outpatient care. |
Link to this record: | urn:nbn:de:bsz:291--ds-427069 hdl:20.500.11880/38309 http://dx.doi.org/10.22028/D291-42706 |
Advisor: | Eichler, Hermann |
Date of oral examination: | 26-Jul-2024 |
Date of registration: | 29-Aug-2024 |
Faculty: | M - Medizinische Fakultät |
Department: | M - Chirurgie |
Professorship: | M - Prof. Dr. Hermann Eichler |
Collections: | SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes |
Files for this record:
File | Description | Size | Format | |
---|---|---|---|---|
Modellprojekt zur Verbesserung der Lebensqualität und Behandlungszufriedenheit von Hämophilie-Patienten durch eine mobile ambulante Versorgung.pdf | 2,41 MB | Adobe PDF | View/Open |
Items in SciDok are protected by copyright, with all rights reserved, unless otherwise indicated.