Bitte benutzen Sie diese Referenz, um auf diese Ressource zu verweisen:
doi:10.22028/D291-42411
Titel: | Ethik des Impfens : Ziele und Strategien nationaler und globaler Impfkampagnen am Beispiel der Masernimpfung |
Alternativtitel: | Ethics of vaccination : Goals and strategies of national and global vaccination campaigns using the example of measles vaccination |
VerfasserIn: | Atzinger, Lea Maria Gabriele Atzinger, Lea |
Sprache: | Deutsch |
Erscheinungsjahr: | 2024 |
Erscheinungsort: | Homburg/Saar |
DDC-Sachgruppe: | 610 Medizin, Gesundheit |
Dokumenttyp: | Dissertation |
Abstract: | Impfungen haben die durchschnittliche Lebenserwartung stark erhöht und gehören weltweit zu den potentesten Verfahren präventiver Medizin. In Deutschland galt zwischen 1874 und 1983 eine Impfpflicht gegen die Pocken, welche dadurch im Rahmen einer globalen Kampagne eradiziert werden konnten. Diesem Erfolgsbeispiel folgend könnten weitere impfpräventable Krankheiten mit exklusiv-humanem Erregerreservoir durch flächendeckende globale Impfprogramme ausgerottet werden. Da jedoch die für die Masernelimination nötige Impfquote in den letzten Jahren nicht erreicht wurde und es daraufhin mehrmals zu größeren Masernausbrüchen kam, entschlossen sich die Bundesregierung und der Bundestag dazu, dem Beispiel einiger europäischer Nachbarländer folgend, im März 2020 das Masernschutzgesetz einzuführen. Es umfasst vor allem eine Masern-Impfpflicht für nach 1970 Geborene, die sich regelmäßig in Gemeinschaftseinrichtungen aufhalten. Hiermit sollen hauptsächlich aus medizinischen Gründen nichtimpfbare Individuen vor einer hochkontagiösen Erkrankung mit potenziell gravierenden Folgen geschützt werden.
Die Ursachen für die mangelhafte Impfquote sind vielfältig. Einige wichtige Faktoren können durch das „5C-Modell“ von Betsch et al. (2019) beschrieben werden, welches folgende Gründe anführt: Mangelndes Vertrauen in staatliche Institutionen und das Gesundheitswesen, Nichtanerkennung der Wichtigkeit von Impfungen, Barrieren in der Durchführung von Impfungen wie etwa Alltagshindernisse und Versäumnis, Entscheidung gegen Impfungen durch eigene negative Risiko-Nutzenabwägung und mangelndes Solidaritätsempfinden gegenüber Dritten. Die ethischen Ziele von Impfungen können in vier Stufen beschrieben werden: Individualprävention, Populationsprävention, Globale Prävention und Generationenübergreifende Prävention. Die Invasivität in Bezug auf die Einschränkung persönlicher Freiheit der verschiedenen europäischen Impfstrategien kann mit Hilfe von Giubilinis Eskalationsmodell (2019) kategorisiert werden.
Aus dem Vergleich europäischer Impfstrategien lässt sich schließen, dass eine Impfpflicht nicht zwangsläufig zu einer höheren Impfquote führt. Sie ist ethisch nur gerechtfertigt, wenn weniger invasive Maßnahmen wie beispielsweise Aufklärungskampagnen, Schulimpfungen und andere Anreize scheitern. Bevor restriktive Maßnahmen erwogen werden können, muss in allen Ländern der Zugang zu sicheren und effektiven Impfungen so einfach wie möglich gestaltet und adäquate finanzielle Kompensationsschemata für Impfkomplikationen eingeführt werden. Die gewählten Maßnahmen müssen, an den jeweiligen epidemiologischen Kontext angepasst, die spezifischen Gründe für die niedrige Impfquote adressieren. Vaccines have greatly increased the average life expectancy and are one of the most potent measures of preventive medicine worldwide. In Germany, vaccination against smallpox was compulsory between 1874 and 1983, and it was thus possible to eradicate the disease as part of a global campaign. Following this success story, other vaccine-preventable diseases with exclusively human pathogen reservoirs have the potential to be eradicated through comprehensive global immunization programs. However, since the vaccination quota required for measles elimination was not achieved in recent years leading to several major measles outbreaks, the German government and parliament decided to follow suit with some neighbouring European countries introducing the Measles Protection Act (“Masernschutzgesetz”) in March 2020. It mainly includes a measles vaccination obligation for people born after 1970 who regularly frequent community facilities. This is primarily intended to protect individuals who cannot be vaccinated for medical reasons in order to safeguard them from an infection with a highly contagious disease with potentially serious health consequences. There are many reasons for poor vaccine uptake. Some important factors are described by Betsch et al.'s (2019) 5C antecedents to vaccination who cites the following reasons: Lack of trust in government institutions and the health care system, non-recognition of the importance of vaccines, concrete barriers in the implementation of vaccines such as constraints of everyday life, a decision against vaccination due to a personal negative risk-benefit assessment and a lack of solidarity towards third parties. The ethical goals of vaccination can be described through four levels: Individual Prevention, Population Prevention, Global Prevention and Intergenerational Prevention. The invasiveness in terms of restriction of personal freedom of the different European vaccination strategies can be categorized using Giubilini's escalation model (2019). From a European comparison of vaccination strategies, it can be concluded that compulsory vaccination does not necessarily lead to higher vaccination rates. Compulsory measures can only be ethically justified if less invasive measures such as education campaigns, school vaccination and other incentives fail. Before restrictive measures are considered, access to safe and effective vaccination should be made as easy as possible in all countries and adequate financial compensation schemes for vaccine complications should be implemented. The measures chosen must address the specific reasons for the low vaccination rate, adapted to the respective epidemiological context. |
Link zu diesem Datensatz: | urn:nbn:de:bsz:291--ds-424119 hdl:20.500.11880/38118 http://dx.doi.org/10.22028/D291-42411 |
Erstgutachter: | Henn, Wolfram |
Tag der mündlichen Prüfung: | 24-Jul-2024 |
Datum des Eintrags: | 29-Jul-2024 |
Fakultät: | M - Medizinische Fakultät |
Fachrichtung: | M - Humangenetik |
Professur: | M - Keiner Professur zugeordnet |
Sammlung: | SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes |
Dateien zu diesem Datensatz:
Datei | Beschreibung | Größe | Format | |
---|---|---|---|---|
Dissertation_LeaAtzinger_scidok.pdf | 1,67 MB | Adobe PDF | Öffnen/Anzeigen |
Alle Ressourcen in diesem Repository sind urheberrechtlich geschützt.