Behandlung der Meibomdrüsen-Dysfunktion durch klassische Lidhygiene-Maßnahmen mit und ohne zusätzliche Lipidsubstitution zur Stabilisierung des Tränenfilms

Abstract

Einführung: Das Ziel dieser Studie war es, den Behandlungserfolg von Lidhygienemaßnahmen mit BlephaCura® zu dokumentieren und mithilfe neuer Diagnosemöglichkeiten festzustellen, ob eine zusätzliche Lipidsubstitution einen messbaren Nutzen für den Tränenfilm bei der Behandlung der Meibomdrüsendysfunktion bietet.

Methoden: Zwischen Mai 2017 und Mai 2018 wurde eine monozentrische, kontrollierte, teilweise einfach verblindete Studie durchgeführt. Insgesamt wurden 82 Patienten eingeschlossen, welche in 2 Gruppen randomisiert wurden. Patienten der Gruppe A wurden ausschließlich mit Lidhygienemaßnahmen therapiert, während Patienten der Gruppe B zusätzlich das liposomale Augenspray Tears Again® Sensitive 3- bis 4-mal täglich zur Stabilisierung des Tränenfilms applizierten. Es wurden das subjektive Empfinden mittels Ocular Surface Disease Index (OSDI) Fragebogen, die Messung der Osmolarität des Tränenfilms mittels Tear Lab®, die Messung der nicht-invasiven Tränenfilmaufrisszeit, die Beurteilung der Lipidschicht, die Meibographie und die Inspektion der Lidränder mit Hilfe des Keratograph 5M, die Beurteilung der Meibomdrüsen mittels Korb Meibomian Gland Evaluator (MGE) sowie die Messung des Entzündungsmarkers MMP-9 (Matrix-Metalloproteinase-9) mit Inflamma Dry Schnelltests zu Beginn der Studie sowie nach 12 Wochen erhoben.

Ergebnisse: Vor Behandlungsbeginn zeigten die Gruppen A und B keine Unterschiede in Bezug auf alle Messparameter. Hinsichtlich des Behandlungseffekts zeigte sich sowohl in Gruppe A als auch in Gruppe B ein Absinken des OSDI-Scores (p<0,001). Bei der Messung der Osmolarität konnte weder eine Veränderung über die Zeit (p=0,69) noch ein Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p=0,43) festgestellt werden. Die durchschnittliche Tränenfilmaufrisszeit (NIBUT) betrug 8,6 Sekunden vor Behandlungsbeginn und veränderte sich in beiden Gruppen nach 12 Wochen nicht signifikant (p=0,58). Im Hinblick auf die Lipidschichtdicke kam es in beiden Gruppen zu einem Zuwachs von 3,5 auf 4,2 Punkte mit einer Verbesserung in gleicher Weise (p<0,001) ohne Unterschied zwischen den beiden Behandlungsgruppen (p=0,88). Der Verlustgrad der Meibomdrüsen des Ober- und Unterlids zeigte in beiden Gruppen eine signifikante Verbesserung nach 12 Wochen (p<0,001) mit parallelem zeitlichem Verlauf der beiden Gruppen. Auch im Hinblick auf das Schädigungsbild der Lidkanten erfuhren beide Gruppen im zeitlichen Verlauf eine Besserung (p<0,001) ohne signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Die Veränderung der Qualität des Meibomdrüsensekrets zeigte in beiden Gruppen eine Verbesserung mit ähnlichem Verlauf. Der Entzündungsparameter MMP-9 wurde bei 59 Probanden vor Behandlungsbeginn (72%) positiv getestet, wobei bei 42,3% nach 12 Wochen eine Verbesserung eintrat. Auch hier ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (p=0,83).

Schlussfolgerungen: Unsere Studie bestätigt den messbaren Behandlungserfolg von Lidhygienemaßnahmen mit BlephaCura®. Ein zusätzlicher Nutzen einer ergänzenden Lipidsubstitution konnte zum Zeitpunkt der Messung nach 12 Wochen Behandlung in unserer Studie nicht nachgewiesen werden. Weitere Studien sollten durchgeführt werden, um frühere Messintervalle zu untersuchen, die auf eine größere Wirksamkeit der zusätzlichen Behandlung hindeuten könnten.

Purpose: The purpose of this study was to document the treatment success of eyelid hygiene measures with BlephaCura® using new diagnostic tools and to determine whether additional lipid substitution provides measurable tear film benefit in the treatment of meibomian gland dysfunction. Methods: A monocentric, controlled, partially single-blinded study was conducted between May 2017 and May 2018. A total of 82 patients were included and randomized into 2 groups. Patients in group A were treated with eyelid hygiene measures only, while patients in group B additionally applied the liposomal ophthalmic spray Tears Again® Sensitive 3 to 4 times a day to stabilize the tear film. Subjective perception using the Ocular Surface Disease Index (OSDI) questionnaire, measurement of tear film osmolarity using Tear Lab®, measurement of non-invasive tear film break-up time, assessment of the lipid layer, meibography as well as inspection of the lid margins using Keratograph 5M, assessment of the meibomian glands using Korb-MGE and measurement of the inflammatory marker MMP-9 using Inflamma Dry rapid tests were collected at baseline and after 12 weeks. Results: Before the start of treatment, groups A and B showed no differences with respect to all measurement parameters. Regarding the treatment effect, both group A and B showed a significant decrease in the OSDI score (p<0.001). There was no significant change in osmolarity over time (p=0.69) or between the two groups (p=0.43). The mean tear film breakup time (NIBUT) was 8.6 seconds at baseline and did not change significantly in either group after 12 weeks (p=0.58). In terms of lipid layer thickness, there was an increase from 3.5 to 4.2 points in both groups with an improvement in the same manner (p<0.001) with no difference between the two treatment groups (p=0.88). The area of loss of the meibomian glands of the upper and lower eyelid showed significant improvement in both groups after 12 weeks (p<0.001) with a corresponding time course between the two groups. Both groups showed a significant reduction in damage pattern of the eyelid margins over time (p<0.001) without variation between the two treatment groups. The change in the quality of the meibomian gland secretion showed significant improvement in both groups with a similar pattern of improvement. The inflammatory parameter MMP-9 tested positive in 72% (n=59) of subjects before treatment, with 42.3% showing improvement after 12 weeks. Again, there was no significant difference between the groups (p=0.83). Conclusion: Our study confirms the successful treatment of eyelid hygiene measures with BlephaCura®. An additional benefit of lipid substitution could not be significantly demonstrated after 12 weeks of treatment in our study. Further studies should be conducted to investigate earlier intervals of measurement which may suggest a greater efficacy of the additional treatment.