Please use this identifier to cite or link to this item: doi:10.22028/D291-32712
Title: Erhebung zur Optimierung des praktischen Lehranteils des medizinischen Curriculums im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe
Author(s): Warczok, Claudia
Language: German
Year of Publication: 2020
Place of publication: Homburg/Saar
DDC notations: 610 Medicine and health
Publikation type: Dissertation
Abstract: Einleitung Das Erlernen von medizinischen Untersuchungen und Fertigkeiten ist ein wichtiger Bestandteil der studentischen Ausbildung. Viele Untersuchungen sind invasiv und können unangenehm sein. Insbesondere im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe zeichnen sie sich durch eine große Intimität aus und sind daher zur Demonstration und zum Erlernen klinischer Untersuchungstechniken nur bedingt geeignet. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich klinische Fertigkeiten anzueignen. Diese umfassen multimedia-gestützte Instruktionen, Modelle und Simulatoren, studentische Lerngruppen, standardisierte Patienten, Untersuchung von Patienten in Narkose oder am Patientenbett. Dabei zeigt sich das „Bedside-Teaching“ als eines der wertvollsten Instrumente, um Studierende auf das Berufsleben vorzubereiten. Im Rahmen dessen bleibt jedoch zu berücksichtigen, dass das Patientenwohl nicht gefährdet werden darf. Ob und inwieweit Patientinnen durch die Beteiligung von Studierenden an klinischen Untersuchungen beeinträchtigt werden, ist besonders für den Bereich der Gynäkologie bisher nicht umfassend untersucht worden. In der vorliegenden Studie wurde die Einstellung von Patientinnen zur aktiven und passiven Einbeziehung von Medizinstudierenden in gynäkologische und geburtshilfliche Untersuchungen erhoben. Ziele Primäres Ziel der Studie war es, den Standpunkt von Patientinnen zur Integration von Studierenden der Medizin in den klinischen Alltag im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe mittels repräsentativer Fallzahl abzubilden und somit eine Verbesserung der studentischen Lehre ohne Beeinträchtigung der Patientinnen zu erreichen. Als sekundäres Ziel sollte untersucht werden, bis zu welchem Ausmaß eine Beteiligung von Studierenden in verschiedenen Untersuchungssituationen von Patientinnen akzeptiert wird und ob sich Unterschiede zwischen der passiven und aktiven Teilnahme von Studierenden ausfindig machen lassen. Das tertiäre Ziel bestand darin herauszufinden, ob sich bestimmte Patientengruppen besonders für die Integration von Studierenden in den klinischen Alltag eignen. Material und Methodik In diese prospektive unizentrische Beobachtungsstudie wurden alle Patientinnen eingeschlossen, welche sich im Zeitraum 01.11.2015 bis 31.05.2016 in der Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin des Universitätsklinikums Homburg ambulant vorstellten. Einschlusskriterien waren die ambulante Behandlung in der Universitätsfrauenklinik Homburg, Volljährigkeit und Zustimmung zur Studienteilnahme. Ausschlusskriterien waren Minderjährigkeit, ein zu weniger als 75 % komplettierter Fragebogen sowie unzureichende Deutschkenntnisse. Die Datenerhebung erfolgte durch einen für die Studie konzipierten Fragebogen. Erhoben wurden das Einverständnis der Patientinnen zu passivem Teaching (Anwesenheit der / des Studierenden, Erklärungen der Ärztin / des Arztes zu der Untersuchung und Fragen seitens der / des Studierenden an die Ärztin / den Arzt) und zu aktivem Teaching (definiert als Untersuchung durch die / den Studierende/n unter ärztlicher Anleitung) in verschiedenen Untersuchungssituationen im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe. Die Untersuchungssituationen umfassten das Erstgespräch, die allgemeine körperliche Untersuchung, die vaginale Untersuchung inklusive Sonographie, die abdominale Sonographie in der Schwangerenvorsorge sowie die Brustuntersuchung inklusive Sonographie. Anhand einer vierstufigen Skala konnten die Befragten bewerten, inwieweit sie die Einbeziehung der Studierenden bei der jeweiligen Untersuchung als zutreffend empfanden. Für die finale Analyse wurde die Korrelation der Frageergebnisse mit demographischen (Alter, Anzahl der Kinder, Herkunftsland, Familien- und Bildungsstand), persönlichen (die Tatsache, ob die Patientin Opfer sexueller Gewalt oder Belästigung war) und vorstellungsspezifischen (Vorsorge oder Auffälligkeiten in der Schwangerschaft, Kinderwunsch, benigne und maligne gynäkologische und senologische Erkrankungen, subjektiv empfundener Gesundheitszustand) Faktoren untersucht. Zusätzlich wurde untersucht, inwieweit oben beschriebene Untersuchungen durch Studierende ohne ärztliche Supervision und im Rahmen der Prüfung einer / eines Studierenden akzeptiert werden. Die Ergebnisse hierzu werden im deskriptiven Ergebnisteil aufgeführt und flossen in die finale Analyse nicht mit ein. Für die Berechnungen auf statistische Signifikanz wurden der Chi-Quadrat-Test und exakte Test nach Fisher angewandt. Die Auswertung der Daten erfolgte über das Statistik- und Analyse-Programm IBM SPSS Statistics Version 23 (SPSS Inc. Chicago, IL, USA). Ergebnisse Insgesamt wurden 3056 Fragebögen verteilt. Bei einer Rücklaufquote von 42 % (1281 Fragebögen, davon 87 ausgeschlossen) konnten nach Prüfung auf Vollständigkeit 1194 Fragebögen analysiert werden. Das mediane Alter der Patientinnen lag bei 38 Jahren (18 – 87). Grundsätzlich befürworteten 1170 (98 %) Patientinnen die Ausbildung von Medizinstudierenden im Rahmen der Patientenversorgung. Bezogen auf die Untersuchungssituationen Erstgespräch, allgemeine körperliche Untersuchung, abdominale Sonographie in der Schwangerenvorsorge und Brustuntersuchung inklusive Sonographie befürworteten im Durschnitt 1020 (85 %) der Befragten das passive Teaching und durchschnittlich 734 (62 %) Patientinnen das aktive Teaching. Bei der vaginalen Untersuchung inklusive Sonographie, die aufgrund ihrer Intimität und Invasivität eine besondere Herausforderung für Studierende, Lehrende, vor allem aber die Patientinnen darstellt, waren 865 (73 %) der Befragten mit dem passiven Teaching und 453 (38 %) mit dem aktiven Teaching einverstanden. Sichtbar negativer eingestellt zeigten sich die Patientinnen bei der Frage danach, ob Medizinstudierende alleine ohne ärztliche Supervision oben beschriebene Untersuchungen durchführen dürften. Die Zustimmung hierbei lag bei allen abgefragten Untersuchungssettings im Durchschnitt bei 150 (13 %) Befragten. Im Rahmen der Prüfung eines Medizinstudierenden würden sich 834 (70 %) der Befragten als Prüfungspatient zur Verfügung stellen. Bezüglich der einzelnen Untersuchungssituationen während einer Prüfung stimmten die Ergebnisse mit den Ergebnissen der Untersuchungssituationen außerhalb einer Prüfung weitestgehend überein. In den Detailanalysen zeigte sich bei den Altersgruppen eine signifikant negativere Einstellung bei Patientinnen über 60 Jahre gegenüber der aktiven Beteiligung von Studierenden. Europäerinnen befürworteten die passive und aktive Teilnahme von Medizinstudierenden in fast allen Untersuchungssituationen signifikant öfter als Patientinnen anderer Herkunft. Im freien Kommentarfeld, mit dem der Fragebogen abschloss, zeigten viele Patientenäußerungen auf, dass es bei der Einbeziehung von Studierenden eine wichtige Rolle spielt, welches Geschlecht und welchen Ausbildungsstand die Studierenden haben und dass das Patientenwohl im Mittelpunkt stehen muss. Schlussfolgerung Insgesamt sind Patienten gegenüber der Teilnahme von Medizinstudierenden bei klinischen Untersuchungen deutlich positiv eingestellt. Auch bei den sehr intimen Untersuchungen, wie sie im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe stattfinden, zeigten die Befragten eine mehrheitlich positive Haltung gegenüber der Integration von Studierenden. Somit ist es durchaus sinnvoll den praktischen Anteil im medizinischen Curriculum für das Fach Gynäkologie und Geburtshilfe zu erweitern und Medizinstudierenden die Möglichkeit zu bieten gynäkologische Untersuchungen durchzuführen. Als Patientengruppen, die sich besonders dafür eignen, wurden in der vorliegenden Studie Patientinnen identifiziert, die jünger als 60 Jahre und europäischer Herkunft waren. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang eine adäquate Aufklärung der Patientinnen im Vorfeld und das Einholen des Einverständnisses.
Introduction The acquisition of knowledge and skills of clinical examinations is an important element in the medical education. Various examinations can be invasive or inconvenient for the patient. Especially in the field of Gynaecology and Obstetrics, examinations can be very intimate and do only seem adequate for educational demonstration to a limited extent. There is a range of options to acquire clinical skills, which involves multimedia assisted instructions, models and simulations, peer assisted learning, standardized or anaesthetised patients and bedside teaching. This latter option certainly is one of the most valuable tools in order to prepare students for their professional lives. There are several studies which have already explored if patients in general feel comfortable or not with medical students attending their medical examination. However, there is limited data about patients’ views regarding gynaecological or obstetrical examinations. This study was conducted to gather patients’ opinions about the active and passive involvement of medical students in medical examinations in the field of gynaecology and obstetrics. Aims The primary aim of this study was to show the patients’ point of view concerning the active and passive integration of medical students during gynaecological and obstetrical examinations to achieve an improvement of medical education without affecting patients’ comfort or privacy. The secondary aim was to assess to which extend patients would accept the participation of students in different examination settings and if there are differences between the approval of active and passive participation. The tertiary aim was to detect if specific patient groups were more likely to agree to the integration of medical students into their treatment. Methods All outpatients presenting themselves in the clinic for Gynaecology, Obstetrics and Reproductive Medicine at the Saarland University Hospital Homburg / Saar between 1st of November 2015 until 31st of May 2016 were included in this prospective single centre observational study. Inclusion criteria were legal age, being an outpatient at the clinic for Gynaecology, Obstetrics and Reproductive Medicine at the Saarland University Hospital Homburg / Saar and the consent for study participation. Exclusion criteria were minor age, insufficient command of the German language and a questionnaire with a completion rate of less than 75 %. Data was collected through a questionnaire designed particularly for this study. Patients were asked if they would agree to passive teaching (medical students’ attendance, the doctor explaining during the examination or the student asking questions) or to active teaching (the student performing the examination while being supervised by the doctor) in various gynaecological and obstetrical examination settings. These settings included the initial clinical interview, the general physical examination, the pelvic examination including sonography, the abdominal sonography during prenatal care as well as the breast exam including sonography. Based on a four-level scale the participants were asked to evaluate to which extent they would consent to student integration in each of the examination settings. For the final analysis the results were correlated to demographic (age, number of children, marital status, state of origin, educational level, professional qualification), to personal factors (being a victim of sexual harassment / abuse) as well as to presenting problems (prenatal care or medical conditions in pregnancy, IVF, benign or malign gynaecological or breast results, subjectively perceived health condition). Furthermore, data was collected to determine the extent of patients’ approval of the above-mentioned examination settings performed by students without supervision or as part of an exam. The results of this data are presented in the descriptive statistics. Chi-square test as well as fisher’s exact test were used to evaluate statistical significance. The data was analysed using the statistics and analysis programme SPSS Statistics version 23 (SPSS Inc. Chicago, IL, USA). Results 3056 questionnaires were distributed in total. The response rate was 42 % (a total of 1281 questionnaires of which 87 were excluded), which means that after verifying completeness we could analyse 1194 questionnaires. The median age was at 38 years (18 – 87). 1170 (98 %) patients agreed to the medical student’s education in the context of patient care. On average 1020 (85 %) of the patients would approve passive teaching and about 734 (62 %) patients would approve active teaching during the initial clinical interview, the general physical exam, the abdominal sonography during prenatal care as well as the breast exam including sonography. Regarding the pelvic examination, which, due to its intimacy and invasiveness, is challenging for students, teachers and especially the patient, 865 (73 %) of the patients asked agreed to passive teaching while 453 (38 %) patients agreed to active involvement. There was a notably more negative opinion about students performing examinations without supervision. On average 150 (13 %) of all patients would agree. 834 (70 %) of the patients agreed to serve as an exam patient during a student’s exam. The acceptance of different examination types during a student exam was similar to the above-mentioned acceptance in other examination settings beyond a student exam. The subgroup analyses showed that patients over 60 years were significantly more likely to refuse the active participation of students than patients of younger age groups. European patients showed a significantly higher approval rate of passive and active teaching in almost all examination settings than patients with a different ethnic background. In the free comment section at the end of the questionnaire, many patient comments indicated that the gender and educational level of the student plays an important role for involving students, and that patient well-being must be at the focus of attention. Conclusions Overall, patients show a positive attitude regarding students’ participation during clinical examinations. This also applies with respect to rather intimate procedures performed in the fields of gynaecology and obstetrics. Therefore, it does make sense to expand the practical part of the medical curriculum for the subject gynaecology and obstetrics and to offer students the opportunity to carry out gynaecological examinations. In the present study, patients younger than 60 years of age and of European origin proved to be particularly suitable patient groups. The prerequisite is to adequately inform the patients in advance and to obtain their consent.
Link to this record: urn:nbn:de:bsz:291--ds-327127
hdl:20.500.11880/30281
http://dx.doi.org/10.22028/D291-32712
Advisor: Radosa, Julia
Date of oral examination: 23-Nov-2020
Date of registration: 21-Dec-2020
Faculty: M - Medizinische Fakultät
Department: M - Frauenheilkunde
Professorship: M - Prof. Dr. E.-F. Solomayer
Collections:SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes

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