„Ich hab' Zeit und Raum verloren“ – Die Metapher des Astronauten in der deutschen (post-)Popliteratur

Abstract

In der Figur des Astronauten zeigt sich eine symptomatische Metapher für die Identität und Selbstwahrnehmung jugendlicher Protagonisten der neuesten deutschsprachigen Popliteratur der vergangenen Jahre. Die auch in der Popmusik besungene "Loslösung von der Erde" entspricht dabei einer gesellschaftlichen "Schwerelosigkeit", die bildhaft Probleme des Aufwachsens und sich-Anpassens, des Ausbrechens aus sozialen Normen und der Entfremdung vom persönlichen Umfeld zusammenbringt. Dabei ist der Rückgriff auf den Topos des Astronauten keinesfalls zufällig: Selbst eine historisch aufgeladene (Sehnsuchts-)Figur der Kindheit und in popkulturellen Artefakten (Musik, Kinofilm, Videospiel, Fernsehserie, Comic, Literatur und nicht zuletzt Spielzeug) breit verarbeitet, ist der Astronaut im kulturellen Gedächtnis verankert und symbolisiert wie kaum eine andere Figur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts technologischen Fortschritt und postmodernen Entdeckungsdrang. Gleichzeitig sollen diese Analyse neuerer Texte als Ausgangspunkt für eine Aktualisierung des popliterarischen Schreibens in der deutschsprachigen Literatur dienen.