Ubi est verbum, ibi est ecclesia. Die Veränderungen im evangelischen Kirchbau unter dem Anspruch der Liturgie am Beispiel der Grafschaft Nassau-Saarbrücken.

Abstract

Die Arbeit untersucht am Beispiel der Grafschaft Nassau-Saarbrücken, welche Auswirkungen die Reformation auf die Gottesdienstpraxis der ersten evangelischen Gemeinden hatte. Da schriftliche Zeugnisse zu konkreten liturgischen Veränderungen für die Region weitgehend fehlen, konzentrieren sich die Beobachtungen auf den baugeschichtlichen Befund. Der Bau evangelischer Kirchen, der Umgang mit Ausstattungselementen und die Ausgestaltung der Kirchenräume zeigen eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der neuen Lehre, aber auch mit den eigenen mittelalterlichen Traditionen und Bräuchen. Maßgebend war die Kirchenordnung des Jahres 1575, deren Vorgaben aber oft erst nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten umgesetzt worden sind. Vorangebracht wurde die Entwicklung immer wieder durch äußere Anstöße wie den gesellschaftspolitischen Umbrüchen und den Territorialkonflikten mit den benachbarten katholischen Großmächten. Die erstmalige Zusammenstellung der kirchenbaulichen Maßnahmen macht es möglich, die liturgischen Besonderheiten Nassau-Saarbrückens mit anderen evangelischen Territorien der frühen Neuzeit zu vergleichen.