Please use this identifier to cite or link to this item: doi:10.22028/D291-26887
Title: ADHS im Alter: Beeinträchtigungen der Alltagsfunktionen bei Senioren mit und ohne ADHS
Author(s): Rauber, Isabella
Language: German
Year of Publication: 2017
Place of publication: Homburg/Saar
SWD key words: Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom
Alter
Alltag
Störung
Free key words: Senior
DDC notations: 610 Medicine and health
Publikation type: Dissertation
Abstract: ADHS im Alter: Beeinträchtigungen der Alltagsfunktionen bei Senioren mit und ohne ADHS Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine Erkrankung mit Beginn im Kindes- und Jugendalter. Bei einem Großteil der Betroffenen bestehen die Symptome bis ins Erwachsenenalter fort. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Krankheitsbildes in der Erwachsenenpsychiatrie stellte sich die Frage, bis in welches Alter sich Symptome der ADHS nachweisen lassen und in welchen Lebensbereichen die Betroffenen beeinträchtigt sind. Hierzu wurde in dieser Studie an einer Stichprobe aus 296 Probanden aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz die Prävalenz der ADHS im Alter erhoben. Untersucht wurde die Persistenz von ADHS-Symptomen über die Lebensspanne bei Personen im Alter von 60 bis 99 Jahren. Ziel war es, neben der Ermittlung der Prävalenz der ADHS im Alter bei einer deutschen Studienpopulation, die Beeinträchtigungsschwerpunkte bei Probanden im Seniorenalter zu untersuchen. Von besonderem Interesse waren Probleme im sozialen Bereich und Familienleben. Zusätzlich stellte sich die Frage, ob die Betroffenen im Seniorenalter eine relevante Einschränkung der Lebensqualität durch die persistierende ADHS-Symptomatik empfinden. Die Datenerhebung erfolgte mittels eines semistrukturierten Interviews bestehend aus dem Barkley- und Murphy-Erwachseneninterview (eingeschlossen der Entwicklungsgeschichte, der sozialen und medizinischen Anamnese), Teilen der Homburger ADHS-Skalen für Erwachsene (Wender-Rheimherr-Interview, ADHD-DC, Checkliste komorbider Störungen) zur Erfassung von Symptomen vor und nach dem 50. Lebensjahr und der Sheehan-Skala zur Erfassung von aktuell bestehenden Beeinträchtigungen der Lebensqualität in den unterschiedlichen Lebensbereichen. Es fand sich in der hier beschriebenen Stichprobe eine Prävalenz der ADHS im Alter von 3,7%. Bei 54,5% der Probanden lag der kombinierte Subtyp, bei 36,4% der hyperaktiv-impulsive Subtyp und bei 9,1% der unaufmerksame Subtyp vor. Signifikante Probleme im Alter bestanden vor allem in der Partnerschaft und dem Familienleben. Die Personen mit einer ADHS waren häufiger ledig oder lebten vom Partner getrennt (OR 7,183). Die Probanden gaben häufiger Probleme mit dem Lebenspartner aufgrund der ADHS-Symptome an (OR 11,041). Zusätzlich wurde eine deutliche Beeinträchtigung im Bereich der Sozialkontakte beobachtet (OR 18,958). Es bestanden bei den Probanden mit ADHS über die gesamte Lebensspanne hinweg mehr Schwierigkeiten eine enge Beziehung aufrecht zu erhalten, die Betroffenen hatten häufiger wenig gute Freunde. Es fanden sich häufiger Probleme sowohl im Finden neuer Freunde (OR 20,175) als auch in der Aufrechterhaltung von Freundschaften (OR 29,89). Die Beziehung zu Mitmenschen wurde von den Personen mit einer ADHS häufiger als schwierig empfunden (OR 17,435). Die Betroffenen waren weniger fest in ihr soziales Umfeld integriert und wechselten signifikant häufiger ihren Wohnort (OR 4,143). Es fanden sich keine Hinweise auf eine beeinträchtigte Teilhabe an Freizeitaktivitäten oder am öffentlichen Leben. Als zusätzlicher Hinweis auf eine Störung des Sozialverhaltens fand sich eine häufigere Anzahl an Ordnungswidrigkeiten, die Betroffenen mussten signifikant häufiger ihren Führerschein abgeben (OR 7,193). Es konnte eine positive Korrelation zwischen einer ADHS im hohen Alter und einem regelmäßigen Alkoholkonsum beobachtet werden. Es ergab sich kein Unterschied hinsichtlich der Schulbildung bei den Probanden mit und ohne ADHS. Jedoch wurden signifikant häufiger Probleme im Berufsleben über die gesamte Lebensspanne bei den Probanden mit einer ADHS festgestellt. Anhand des Wender-Rheimherr-Interviews fanden sich, den Alltag im Seniorenalter betreffend, weiterhin signifikant Schwierigkeiten längere Zeit zuzuhören, stillzusitzen, bei dem Erledigen von Routineaufgaben in Stresssituationen als auch bezüglich der Geduld. Anhand der Sheehan-Skala bildete sich eine signifikant stärkere Beeinträchtigung in den 3 Lebensbereichen Tagesablauf/Arbeitsleben, Sozialkontakte und Familienleben ab. Die Ergebnisse dieser Studie stützen die Hypothese, dass die ADHS bei einem Teil der Betroffenen bis ins hohe Erwachsenenalter persistiert. Es ließen sich über die gesamte Lebensspanne bis hin zum Seniorenalter Symptome einer ADHS nachweisen, die mit einer relevanten Beeinträchtigung der Lebensqualität in mehreren Lebensbereichen einhergehen. Es erscheint daher sinnvoll auch bei Personen im hohen Erwachsenenalter bei bestehendem Verdacht eine ADHS differentialdiagnostisch mit abzuklären. Schwierigkeiten ergeben sich hier durch die Abgrenzung zu anderen im Alter auftretenden degenerativen Erkrankungen, die mit ähnlichen Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit, motorischer oder innerer Unruhe und Störungen der Impulskontrolle einhergehen. Es werden weitere Studien erforderlich sein, um persistierende ADHS-Symptome und damit einhergehende Beeinträchtigungen im Lebensalltag bei Senioren detaillierter zu untersuchen und die diagnostischen Kriterien zur Erfassung bei älteren Menschen entsprechend anzupassen. Zusätzlich ist zu erwarten, dass dem Gesichtspunkt „Therapie der ADHS im Alter“ mit dem Älterwerden der aktuell sich im jungen und mittleren Erwachsenenalter befindlichen Personen mit einer ADHS zunehmend mehr Bedeutung geschenkt werden muss. Auch stellt sich die Frage in wie fern die Personen mit einer ADHS im Alter von einer medikamentösen oder verhaltenstherapeutischen Therapie profitieren. Zu beachten sind vor allem die im höheren Lebensalter in der Regel bestehende Polypharmakotherapie mit entsprechenden Medikamenteninteraktionen zusätzlich zu den Nebenwirkungen einer Stimulanzientherapie.
ADHD in the elderly: Impairments of daily life in seniors with and without ADHS The Attentiondeficit-Hyperactivity-Disorder (ADHD) is a disease, which starts in childhood or youth. It is common that the disorder can persist into adulthood in a lot of cases. As ADHD gained more importance in the clinical diagnostics and therapy of adults. The aim of the study is to explore ADHD in the elderly population. The study examined ADHD symptoms in a population ranged between sixty years and ninety-nine years, as well as ADHD related impairments, e.g. social and family life and quality of life. In total 296 People from the Saarland and Rhineland-Palatinate were included in the study and the semi-structured interview of Barkley and Murphy (including developmental, social and health history), a part of Homburger ADHD-Scales (German version of Wender-Rheimherr-Interview, ADHD-DCScale and the Checklist of Comorbidities) and the Sheehan disability scale were conducted. The study examined symptoms of ADHD over the lifespan, differed into symptoms before and after the age of 50 and impairments in the quality of life. The prevalence of ADHD in this study was 3,7%. In 54,5% of subjects with ADHD the predominantly combined subtype was found. 36,4% of subjects with ADHD made the criteria of the predominantly hyperactive/impulsive subtype, only one candidate made criteria of the predominantly inattentive subtype. The most problems for elderly people with ADHD occurred in their partnerships and family life. Participants with ADHD were significantly more often single or separated (OR 7,183). They had significantly more often difficulties in their partnership caused by ADHD symptoms (OR 11,041) and described to be impaired more often in their social life (OR 18,958), e.g. close relationships and friendships over the lifespan. Furthermore, they had also significantly more difficulties to make (OR 20,175) and to keep friends (OR 29,89), as well as to interact with others (OR 17,435). Overall participants with ADHD were less integrated in a social environment and changed their residence more often (OR 4,143). But, there was no difference in participation in leisure activities and public life. Regarding administrative offences, participants with ADHD reported more problems, e.g. licence suspensions (OR 7,193). Furthermore, there was a positive correlation between ADHD in seniority and regular alcohol consumption. The results of the study did not revealed any difference in the education of participants. But subjects with ADHD reported significant greater impairments in their professional life over their lifespan. The Wender-Rheimherr-Interview showed significantly more difficulties in daily life in seniority, especially maintaining attention to what somebody says, keeping quiet, remaining seated for a longer time, organizing daily life and dealing with stress. The Sheehan disability scale depicts significant impairments of quality of life regarding working life, social contacts and family life. The study underlines the hypothesis that ADHD is a disease, which can persist from childhood to adulthood into seniority. There were symptoms of ADHD and correlated impairments of quality of life into the elderly by German participations. Therefore, it seems to be important also to screen for ADHD in elderly patients, especially when occurred as a comorbid disorder. Nevertheless, the overlap of ADHD and neurodegenerative diseases, which display similar impairments in attention, motor and inside hyperactivity as well as, impulsivity has to be taken into account. Therefore, further studies are needed to investigate complex ADHD symptomology in the elderly and diagnostic tools should examine not only for younger but also for older adults. Additionaly, treatment programs should be adapted to the special needs of these patients by taking into account. It is necessary to consider the concept of polypharmacy as a cross-interaction of medications in the elderly. Hence, further studies should focus not only the examination of ADHD in the elderly but also the adequate treatment, as a combination of pharmacological and psychological intervention.
Link to this record: urn:nbn:de:bsz:291-scidok-ds-268870
hdl:20.500.11880/26876
http://dx.doi.org/10.22028/D291-26887
Advisor: Rösler, Michael
Date of oral examination: 10-May-2017
Date of registration: 16-Nov-2017
Faculty: M - Medizinische Fakultät
Department: M - Forensische Psychologie und Psychiatrie
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