Bitte benutzen Sie diese Referenz, um auf diese Ressource zu verweisen: doi:10.22028/D291-23274
Titel: Shared representations in language processing and verbal short-term memory: The case of grammatical gender
Alternativtitel: Geteilte Repräsentationen bei der Sprachverarbeitung und beim verbalen Kurzzeitgedächtnis am Beispiel von grammatischem Geschlecht
VerfasserIn: Schweppe, Judith
Sprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2006
Kontrollierte Schlagwörter: Arbeitsgedächtnis
Genus
Kurzzeitgedächtnis
Freie Schlagwörter: Satzbehalten
sentence recall
verbal short-term memory
grammatical gender
DDC-Sachgruppe: 150 Psychologie
Dokumenttyp: Dissertation
Abstract: The present study investigates short-term memory for syntactically structured verbal information. Five experiments have demonstrated that grammatical gender contributes substantially to short-term recall of sentences and short texts. This study is based on models that assume that comprehension, production, and retention of verbal materials share the same representations (language-based models of working memory, e.g., Martin & Saffran, 1997). Findings that lexical features (such as phonological similarity and word frequency) influence recall of word lists are regarded as evidence for language-based models. Yet other models that do not assume such a strong relationship between language processing and verbal short-term memory can also account for these findings. Moreover, several linguistic features (such as syntactic or propositional aspects) are relevant only when processing sentences. Hence, their contribution to short-term memory tasks should be addressed best when using sentences instead of word lists. The main basis of this thesis is an elaborated version of a language-based model of verbal retention that particular addresses short-term memory for sentences (Rummer, 2003). Its basic assumption is that those types of information are retained that are potentially required for language comprehension or production. They are assumed to be retained as long as they are potentially required. The present study investigates the model';s assumption by means of a type of representation that has not been investigated in a short-term memory context so far: grammatical gender. However, based on its role in language processing, grammatical gender should also play a role in verbal retention and in particular in retention of syntactically structured materials. For instance, grammatical gender information is used for determining the right antecedent for a pronoun. As nouns and pronouns are often separated by several words or even sentences, access to gender information is required for a rather long period of time, similar to conceptual information. In order to test for an influence of grammatical gender information on verbal retention, I have used a modified version of Potter and Lombardi';s (1990) intrusion paradigm. The intrusion paradigm combines sentence recall and word list retention. In half of the cases, the word lists include a "lure word';, which is semantically related to a target word in the sentence and which is a better fit than the target word. One investigates whether and how often the target word is substituted by the lure word and whether the intrusion rate increases due to presentation of the lure word on the distractor list (e.g., sentence: "Der Chauffeur passte auf das Fahrzeug auf, während er auf seinen Chef wartete." /English gloss: "The driver watched over the automobile while he was waiting for his boss.';; lure word: "Auto"/';car';). As a modification, one can construct the sentences so that two lure words exist that are a better fit than the target word, one of them being gender congruent and the other one being gender incongruent. In the above example "Auto';/';car'; (gender congruent) and "Wagen';/';vehicle'; (gender incongruent) are potential lure words. If gender information has an influence on sentence retention, there should be more intrusions by the gender congruent than by the gender incongruent lure word. Such an error pattern (termed a gender congruency effect) could indeed be observed in the five experiments of the present study. The gender congruency effect occurred independently of the modality of sentence and list presentation (Exp. 1 & 5: auditory presentation, Exp. 2, 3 & 4: visual presentation) and independently of whether sentence recall immediately followed sentence presentation (Exp. 1, 2 & 4) or was briefly delayed (Exp. 3). In addition, the gender congruency effect was not influenced by the morphophonological form of the target word';s determiner. In other words, the effect could even be observed when there was no discrepancy between the target determiner and the gender incongruent lure word. As a further result, the effect also occurred under conditions in which the critical sentence was followed by one more sentence (Exp. 5). This finding suggests that gender information has an influence on retention for a longer period of time. This is what was predicted on the basis of the model described above. Yet this finding contrasts with the widespread assumption that surface information is forgotten beyond sentence boundaries (e.g., Jarvella, 1971). In sum, the findings support the assumption that features relevant in language processing are also relevant in verbal short-term memory.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem kurzfristigen Behalten syntaktisch strukturierter verbaler Information. In fünf Experimenten konnte gezeigt werden, dass grammatisches Geschlecht das kurzfristige Behalten von Sätzen und kurzen Texten maßgeblich beeinflusst. Die Arbeit geht von Modellen des verbalen Arbeitsgedächtnisses aus, in denen angenommen wird, dass das Verstehen, das Produzieren und das Behalten von sprachlicher Information weitgehend die gleichen Repräsentationen nutzen (sprachbasierte Modelle des Arbeitsgedächtnisses, z.B. Martin & Saffran, 1997). Als Evidenzen für sprachbasierte Modelle gelten bisher Befunde, die zeigen, dass lexikalisch-sprachliche Faktoren wie phonologische Ähnlichkeit und Worthäufigkeit das kurzfristige Behalten von Wortlisten beeinflussen. Diesen Befunden können allerdings auch andere als sprachbasierte Modelle des Arbeitsgedächtnisses Rechnung tragen. Viele sprachliche Merkmale werden allerdings erst auf der Satzebene relevant (z.B. syntaktische und propositionale Aspekte). Die Bedeutung dieser Aspekte lässt sich deshalb nur sinnvoll untersuchen, wenn man Sätze anstellen von Wortlisten verwendet. Im Zentrum dieser Arbeit steht die Erweiterung eines sprachbasierten Modells des verbalen Behaltens, das besonders das kurzfristige Behalten von Sätzen adressiert (Rummer, 2003). Die Grundthese ist dabei, dass genau die Informationen kurzfristig gespeichert werden, die für das weitere Verstehen und/oder Produzieren von Sprache potentiell benötigt werden, und zwar so lange, wie sie potentiell benötigt werden. Die vorliegende Studie untersucht die Modellannahmen anhand einer Informationsart, die bislang nicht als behaltenswirksam angesehen wurde, und zwar anhand von grammatischem Geschlecht (oder auch Genus). Aufgrund der Rolle, die Genus in der Sprachverarbeitung spielt, sollte sich ein Einfluss von Genusinformation auch beim verbalen Behalten zeigen. Genusinformation wird etwa genutzt, um zu erkennen, auf welches vorher genannte Nomen sich ein Pronomen bezieht. Da Nomen und Pronomen oft durch mehrere Wörter oder sogar Sätze voneinander getrennt sind, handelt es sich bei Genusinformation, ähnlich wie bei Bedeutungsinformation, um einen Informationstyp, der über einen längeren Zeitraum benötigt wird. Um den möglichen Behaltenseinfluss von Genusinformation zu untersuchen, wurde das Intrusionsparadigma von Potter und Lombardi (1990) modifiziert. Dieses Paradigma kombiniert die Wiedergabe von Sätzen mit einer Distraktoraufgabe, die sich auf das Behalten einer Wortliste bezieht. Die Listen sind so konstruiert, dass sie in der Hälfte der Fälle ein "Lurewort" enthalten, das besser in den Satz passt als ein im Satz enthaltenes Zielwort. Untersucht wird, ob und wie häufig solche Lurewörter fälschlicherweise bei der Satzwiedergabe eingesetzt werden und ob die Intrusionshäufigkeit durch die Präsentation des Lureworts in der Liste ansteigt (z.B. Satz: "Der Chauffeur passte auf das Fahrzeug auf, während er auf seinen Chef wartete."; Lurewort: "Auto"). Die zu behaltenden Sätze lassen sich nun so konstruieren, dass je zwei Lurewörter besser in den Satz passen als das Zielwort: Eines davon hat das gleiche grammatische Geschlecht wie das Zielwort (genuskongruent) und eines ein anderes grammatisches Geschlecht (genusinkongruent). Bei "Der Chauffeur passte auf das Fahrzeug auf …" lassen sich Auto (genuskongruent) und Wagen (genusinkongruent) als Lurewörter einsetzen. Wenn Genusinformation tatsächlich das Behalten beeinflusst, sollte die Präsentation eines genuskongruenten Lureworts in der Liste häufiger zu Intrusionen führen als die Präsentation eines genusinkongruenten Lureworts. Ein solches Fehlermuster (genannt Genuskongruenzeffekt) fand sich tatsächlich in allen fünf Experimenten dieser Arbeit. Der Genuskongruenzeffekt trat unabhängig davon auf, in welcher Modalität Satz und Liste präsentiert wurden (Exp. 1 & 5: auditiv, Exp. 2, 3 & 4: visuell), ob die Satzwiedergabe unmittelbar nach der Präsentation (Exp. 1, 2 & 4) oder mit kurzer Verzögerung erfolgte (Exp. 3) oder ob die Genus(in)kongruenz eindeutig an der Form des Artikels erkennbar war oder nicht (manipuliert in Exp. 4). Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass genuskongruente Intrusionen selbst dann häufiger auftreten als genusinkongruente, wenn dem kritischen Satz ein weiterer Satz folgt (Exp. 5). Dieser letzte Befund weist darauf hin, dass Genusinformation über einen längeren Zeitraum das Behalten beeinflusst. Dies entspricht den Annahmen des zugrunde gelegten Modells, steht aber im Gegensatz zu der weit verbreiteten Annahme, dass Oberflächeninformation nicht über Satzgrenzen hinaus behaltensrelevant ist (s. z.B. Jarvella, 1971). Insgesamt sprechen die Ergebnisse für die Auffassung, dass für die Sprachverarbeitung relevante Merkmale auch für das kurzfristige verbale Behalten relevant sind.
Link zu diesem Datensatz: urn:nbn:de:bsz:291-scidok-8518
hdl:20.500.11880/23330
http://dx.doi.org/10.22028/D291-23274
Erstgutachter: Rummer, Ralf
Tag der mündlichen Prüfung: 9-Nov-2006
Datum des Eintrags: 23-Nov-2006
Fakultät: HW - Fakultät für Empirische Humanwissenschaften und Wirtschaftswissenschaft
Fachrichtung: HW - Psychologie
Sammlung:SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes

Dateien zu diesem Datensatz:
Datei Beschreibung GrößeFormat 
DissSchweppe.pdf1,23 MBAdobe PDFÖffnen/Anzeigen


Alle Ressourcen in diesem Repository sind urheberrechtlich geschützt.