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doi:10.22028/D291-45403
Titel: | Mixed-Methods Studie zur Interaktion von Motivation und empfundener Kompetenz Studierender mit kompetenzbasierten, curricularen Lernaktivitäten im Fach Allgemeinmedizin an der Universität des Saarlandes |
VerfasserIn: | Bopp, Catherine |
Sprache: | Deutsch |
Erscheinungsjahr: | 2024 |
Erscheinungsort: | Homburg/Saar |
DDC-Sachgruppe: | 610 Medizin, Gesundheit |
Dokumenttyp: | Dissertation |
Abstract: | 1.1 Hintergrund
Im Rahmen einer umfassenden Neustrukturierung des Studiengangs Humanmedizin, wie sie im Masterplan 2020 vorgesehen ist, wurde an der medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes für das Pflichtfach Allgemeinmedizin ein neues Kursdesign entwickelt, welches im Herbst 2020 erstmals etabliert wurde. Mit dem Ziel, das Lernergebnis der Studierenden nachhaltig zu verbessern, wurde das neue Curriculum besonders auf Κοmpetenzentwicklung und Motivationsförderung ausgerichtet. In dieser kumulativen Dissertation werden drei veröffentlichte Originalarbeiten mit dem übergeordneten Forschungsthema: „Mixed-Methods Studie zur Interaktion von Motivation und empfundener Kompetenz Studierender mit kompetenzbasierten, curricularen Lernaktivitäten im Fach Allgemeinmedizin an der Universität des Saarlandes“ zusammengefasst und diskutiert. Im Zuge der vorgestellten wissenschaftlichen Arbeit kam es außerdem zu einer weiteren Veröffentlichung, sowie drei Vorträgen auf wissenschaftlichen Kongressen.
1.2 Methoden
Diese kumulative Dissertation beinhaltet drei Studien mit jeweils unterschiedlicher, sich ergänzender, methodischer Vorgehensweise. Während in Publikation 1 die Auswirkungen curricularer Elemente auf die Motivation Studierender anhand einer Inhaltsanalyse zweier semistrukturierter Fokusgruppeninterviews qualitativ erforscht wird, wird in Publikation 2 eine Mixed-Methods- Studie vorgestellt. Diese thematisiert die Rolle, der durch das Curriculum vorgegebenen Struktur und besteht aus der Auswertung qualitativer Daten aus den zuvor genannten Interviews sowie quantitativer Daten, welche mittels zweier Fragebögen erhoben wurden. In Publikation 3, welche als Coautorenschaft entstand, wird wiederum ein rein quantitatives Vorgehen zur Erforschung der Auswirkungen des Allgemeinmedizincurriculums auf die Motivation Studierender vorgestellt.
Durch den Austausch der Erkenntnisse aus qualitativer und quantitativer Forschung konnten Ergänzungen und Verbesserungen der jeweiligen Forschungsmethoden erzielt werden, deren Resultate wiederum sich direkt in dem Kursdesign und dem geplanten Redesign-Prozess widerspiegeln.
Alle Studienteilnehmer stammen aus der Kohorte Medizinstudierender der Universität des Saarlandes, welche im Wintersemester 2020/2021 (Publikation 1 und 2), beziehungsweise im Sommersemester 2021 (Publikation 3) für den Pflichtkurs Allgemeinmedizin eingeschrieben waren (vgl. BOPP et al., 2023; vgl. BOPP et al., 2022; vgl. SALZMANN et al., 2022a).
1.3 Ergebnisse
Die in der Publikation 1: Bopp et al. 2023 vorgestellten Studienergebnisse beinhalten drei mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring identifizierte Kategorien an untergeordneten Faktoren, welche die Lernmotivation zu beeinflussen scheinen. Diese sind: 1. die „Bereitstellung von Struktur“, 2. die „Bereitstellung von zwischenmenschlichen Interaktionen und emotionaler Verbundenheit durch das Personal“ innerhalb des Curriculums sowie 3. der „wahrgenommene Gewinn an Selbstwirksamkeit“ (vgl. BOPP et al., 2023).
Die in Publikation 2: Bopp et al. 2022 vorgestellte, auf die Struktur des Curriculums fokussierte qualitative Inhaltsanalyse ergab eine mögliche positive Beeinflussung der Lernmotivation durch die folgenden vier Aspekte: 1. eine „interdisziplinär einheitliche Lerninfrastruktur“, 2. eine „eindeutige Struktur innerhalb des Kurses“, 3. ein „Fokus auf relevante Themen für Examina und klinischen Alltag“ sowie 4. „prozess- und schemabasiertes Lernen“ (vgl. BOPP et al., 2022).
Der Vergleich der beiden Fragebögen Q1 zu Beginn und Q2 gegen Ende des Allgemeinmedizinkurses im Sommersemester 2021 in Publikation 3: Salzmann et al. 2022 zeigt, dass die Studentinnen und Studenten sich nach Durchlaufen des Curriculums eine Weiterbildung im Fach Allgemeinmedizin signifikant besser vorstellen konnten. Eine Clusteranalyse ergab vier charakteristische Motivationscluster. Von den mittels qualitativer Forschung als motivierend identifizierten Aspekten eines kompetenzbasierten Curriculums konnte in der quantitativen Überprüfung für folgende sechs Aspekte ein Mittelwert größer sechs gefunden werden: 1. „symptombasiertes Lernen“, 2. „Reduktion auf relevante Lernziele für die Grundversorgung“, 3. „klare Kommunikation der Prüfungsinhalte“, 4. „Ausrichtung der Lerninhalte auf IMPP-relevante Inhalte“, 5. „Kommunikation auf Augenhöhe“ und 6. „Stärkung des Selbstvertrauens im Umgang mit gängigen Krankheitsbildern“ (vgl. SALZMANN et al., 2022a).
Zusammenfassend konnten in den hier dargestellten Studien wichtige Aspekte eines kompetenzbasierten Curriculums für die Motivation Studierender herausgearbeitet werden.
1.4 Diskussion und Ausblick
Die Ergebnisse dieser Studie deuten auf eine mögliche positive Beeinflussung der Lernmotivation Studierender durch die Gestaltung eines kompetenzbasierten Curriculums im Fach Allgemeinmedizin hin. Zusätzlich scheint das Curriculum auch die Bereitschaft zu einer Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin positiv beeinflussen zu können.
Es zeigten sich Übereinstimmungen der für die Motivation Studierender als motivierend identifizierten Aspekte eines kompetenzbasierten Curriculums mit den psychologischen Grundbedürfnissen der Selbstbestimmungstheorie von Ryan und Deci. Vor allem dem Zugehörigkeitsgefühl wurde von den Studierenden, möglicherweise auch aufgrund der Isolationsmaßnahmen während der Corona-Pandemie im Wintersemester 2020/2021, besondere Bedeutung beigemessen. Insbesondere Live-Veranstaltungen und Realitätsnähe scheinen dabei wichtig zu sein. Neben dem Praxistraining, welches in Zukunft noch relitätsnäher durch interprofessionelle Zusammenarbeit mit Pflegestudierenden gestaltet werden könnte, sind überraschenderweise auch traditionelle Vorlesungen für Studierende offenbar noch von Bedeutung. Die Gründe hierfür sollten Gegenstand weiterführender Forschung sein. Wenn Vorlesungen in Zukunft eingesetzt werden sollen, müssen sie mit kompetenzorientierten Lehrplänen in Einklang gebracht werden. Die Ergebnisse der drei vorgestellten Studien könnten bei der Neugestaltung von Vorlesungen zur Förderung der Motivation hilfreich sein.
Diskutiert werden in dieser kumulativen Arbeit jedoch auch mögliche Einschränkungen der Anwendbarkeit der Selbstbestimmungstheorie im universitären Kontext. Diese Einschränkungen lassen sich durch die Ergebnisse der vorgestellten Studien vor allem im Bereich Autonomie vermuten. Trotz eines möglichen Verlustes an Autonomie scheint es den Studierenden wichtig, dass durch ein gewisses Maß an vorgegebener Struktur einer Überforderung vorgebeugt wird. Die Rolle der Struktur wurde aufgrund dieser scheinbar besonderen Bedeutung gesondert analysiert. Hier wurde von den Studierenden insbesondere die uneinheitliche Struktur der Curricula der einzelnen Fachrichtungen einer medizinischen Fakultät beklagt. Dieses Problem wurde durch unkoordinierte Änderungen in der Lehre im Zuge der Corona-Pandemie möglicherweise aggraviert. Um die Koordination der in Zukunft stattfindenden curricularen Änderungen im Rahmen des Masterplans 2020 und dem darin enthaltenen Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog (NKLM) zu verbessern, könnte es hilfreich sein, zentrale Lehrstühle für Didaktik an medizinischen Fakultäten zu errichten, sowie die Fachrichtungen zur Nutzung der deutschlandweiten NKLM-Ansichtsplattform LOOOP zu bewegen. 1.1 Background As part of a comprehensive restructuring of the medical curriculum as planned by the Master Plan 2020, a new course design for the compulsory subject of family medicine was developed at the Medical Faculty at Saarland University. It was introduced for the first time in autumn 2020. With the aim of sustainably improving students' learning outcomes, the new curriculum was specifically designed to develop students' medical skills and enhance their motivation to learn. This cumulative thesis summarises and discusses three peer reviewed publications with the overarching research theme: “Mixed methods study on the interaction between students' motivation and perceived competence and competency-based curricular learning activities in family medicine at Saarland University”. The scientific work presented has resulted in one additional publication and three presentations at scientific conferences. 1.2 Methods This cumulative thesis is made up of three studies, each of which uses a different but complementary methodological approach. While publication 1 qualitatively examines the effects of curricular elements on students’ motivation using a content analysis of two semi-structured focus group interviews, publication 2 presents a mixed methods study. This second study focusses on the role of curriculum structure and consists of both qualitative and quantitative data analyses. The co-authored publication 3 presents a quantitative approach, exploring the impact of the family medicine curriculum on the motivation of students. By combining the results of the qualitative and quantitative research, improvements to the respective methodology approach have been achieved. The results are directly reflected and implemented in the course design and the planned redesign process. All study participants were fully enrolled medical students at Saarland University at the time of study. Participants completed the compulsory family medicine course in winter semester 2020/2021 (publication 1 and 2) and in summer semester 2021 (publication 3) (cf. BOPP et al., 2023; cf. BOPP et al., 2022; cf. SALZMANN et al., 2022a). 1.3 Results The study findings presented in publication 1: Bopp et al. 2023 include three categories of factors identified through qualitative content analysis that appear to influence motivation to learn. These categories are: 1. "provision of structure", 2. "provision of interpersonal interactions and emotional connection" within the curriculum, and 3. "perceived gains in self-efficacy" (cf. Bopp et al., 2023). The content analysis presented in publication 2: Bopp et al. 2022, which focusses on the structure of the curriculum, revealed a potentially positive influence on motivation to learn through the following four aspects 1. "unified interdisciplinary learning infrastructure", 2. "clear structure within the course", 3. "focus on relevant topics for examinations and everyday clinical practice", and 4. "process- and schema-based learning" (cf. BOPP et al., 2022). Publication 3: Salzmann et al. 2022 contains a before-after comparison of the results from two surveys, Q1 at the beginning and Q2 towards the end of the family medicine course in the summer semester of 2021. It showed that students were significantly more willing to choose their career in family medicine after going through the curriculum. Cluster analysis revealed four characteristic motivational clusters. Of the aspects of a competency-based curriculum that were qualitatively identified as motivating, a mean of greater than six was found for the following six aspects: 1. "symptom-based learning", 2. "reduction to relevant learning objectives for primary care", 3. "clear communication of examination content", 4. "alignment of learning content with IMPP-relevant content", 5. "communication at eye level", and 6. "strengthening of self-confidence in dealing with common clinical cases" (cf. SALZMANN et al., 2022a). In summary, the studies presented in this cumulative thesis have identified important aspects of a competency-based curriculum for the motivation of students. 1.4 Discussion and outlook The results of the three studies suggest a possible positive impact of a competency-based curriculum design in family medicine on students' motivation to learn. In addition, such a curriculum also appears to have the potential to positively influence the willingness to specialise in family medicine. Most of the identified motivating aspects of a competency-based curriculum were found to be in line with the Basic Psychological Needs of Self-Determination Theory. Developing a sense of belonging seemed particularly important to the students. The emphasis on this Basic Psychological Need may be a side effect of the isolation measures in place during the coronavirus pandemic. Live events and real-life relevance seem to be of particular importance for the development of a sense of belonging. In addition to practical training, which in future could be organised interprofessionally to make it more realistic, for example together with nursing students, traditional lectures surprisingly still seem to be important to students. The reasons for this should be subject of further research. If lectures are to be used in the future, they will have to be in line with competency-based curricula. The results of the three studies presented could be beneficial in the process of redesigning lectures to promote motivation. However, this cumulative work also discusses possible limitations to the applicability of the Self-Determination Theory to the university context. These limitations are suggested by the results of the studies presented, in particular with regard to autonomy as a Basic Psychological Need. Despite the likely loss of autonomy, it seems important to students that there is a degree of predefined structure to prevent them from being overwhelmed. The role of structure was analysed separately because of its identified particular importance. Specifically, students complained about the inconsistent structure of the curricula of the different disciplines of a medical faculty. This problem may have been exacerbated by the uncoordinated curricular changes following the coronavirus pandemic. To improve the coordination of future changes within the National Competency-based Catalog of Learning Objectives (NKLM), it might be helpful to establish central didactics departments at medical faculties and to encourage the different disciplines to use the NKLM's nationwide platform called LOOOP. |
Link zu diesem Datensatz: | urn:nbn:de:bsz:291--ds-454036 hdl:20.500.11880/40085 http://dx.doi.org/10.22028/D291-45403 |
Erstgutachter: | Jäger, Johannes |
Tag der mündlichen Prüfung: | 20-Mai-2025 |
Datum des Eintrags: | 4-Jun-2025 |
Fakultät: | M - Medizinische Fakultät |
Fachrichtung: | M - Zentrum für Allgemeinmedizin |
Professur: | M - Prof. Dr. med. Johannes Jäger |
Sammlung: | SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes |
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