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doi:10.22028/D291-44557
Titel: | Auswertung der Obduktionsfälle von Wohnungstoten im Einzugsgebiet der Rechtsmedizin Homburg 2014-2018 |
VerfasserIn: | Umstätter, Elisabeth |
Sprache: | Deutsch |
Erscheinungsjahr: | 2024 |
Erscheinungsort: | Homburg/Saar |
DDC-Sachgruppe: | 500 Naturwissenschaften 610 Medizin, Gesundheit |
Dokumenttyp: | Dissertation |
Abstract: | A notable portion of bodies, autopsied in forensic medicine, is discovered in a domestic setting. Despite numerous discussions discrete societal parts as well as within varied disciplines, many aspects regarding the subject of bodies found within a domestic setting, had not been recognized. This paper approaches the subject as a dissection study using retrospective evaluation of information found during forensic analysis. In order to pursue the goal of finding forensically relevant factors and to verify if non accidental causal connections between medical and non medical factors are detectable which could deepen our understanding of deaths in a domestic setting, cases of the institute of forensic medicine in Homburg from a period of 5 years (2014-2018) have been included and evaluated using existing definition criteria of a domestic-setting corpse.
The cases’ forensic protocols as well as additional assessments and file contents served as data for the selectively chosen dissections. Additional data-mining as well as further taking of evidence from the bodies or scientific research and retrospective data retrieval was not conducted. In order to avoid any distortion of data resulting from changed behavior regarding everyday life and contacts within families during the SARS-CoV-2 pandemic, a time frame prior to the SARS-CoV-2 pandemic was chosen for this study. The data record was pseudomized in order to eliminate personally identifiable information. After these collection and codification of the available data they were statistically processed.
Overall 44 novelly posed criteria, which could be significant for the subject, as well as 11 traditionally defining features for bodies found in a domestic setting, were examined. In addition to 10 traditionally defining features being confirmed, 16 novel traits of bodies in a domestic setting were exposed.
In a second step 20 hypotheses were put forward for statistical review, according to the Chi-squared test or fisher’s exact test respectively, for the purpose of testing for connections among these features. The necessary sample size for the comparison of proportions was estimated prior to the study. The probability of a mistake according to type I, commonly known as alpha-level (α), was conventionally set to be 0,05. In order to avoid error I accumulation through so called multiple testing, the significance level was set to be adjusted border p* using the Bonferroni-Holms correction.
After review and discussion, 12 of the 20 hypotheses put forward, were found to be statistically significant and thusly highlight new attributive connections. Sociological aspects like „marital status“ and „family members“ are of significance regarding the etiological trends within the framework of the phenomenon of domestic-setting corpses. These aspects are mainly related to the intricate concept of social isolation, which incorporates a variety of scientific fields and occurs as a phenomenon on different societal, social and psychological levels. Several of these approaches have been presented and discussed. Against this backdrop social isolation is not seen as merely one aspect of death within a domestic setting, but rather death within a domestic setting can be regarded as an important forensic manifestation of social isolation. Not least since social isolation correlates with the individual’s death, death within a domestic setting can be viewed as the ultimate degree of social isolation.
An additional finding lies within the fact that in 44% of cases the cause of death could only be determined by dissection. This highlights the importance attached to this day to dissections despite comprehensive diagnostic imaging, among others so called virtopsy, regarding the determination of cause of death, as a non replaceable and central part. The fact that in 16% of cases the result of toxicological analyses was decisive informative of the cause of death, seems to be an appeal to the study’s initiator to act less restrictive and suggest not only future forensic work, but also public health policy. It can be concluded that one assignment of future dissections at other forensic institutes, especially institutes with a more urban catchment area, is to review the determined attributes of deaths within a domestic setting.
Furthermore it remains unaddressed what consequences the SARS-CoV-2 pandemic with its manifold societal and social impacts will have on trends regarding the phenomenon of domestic-setting corpses. Ein nennenswerter Anteil der in der rechtsmedizinischen Routine obduzierten Leichen wird in Wohnungen gefunden. Trotz vielfältiger Auseinandersetzungen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen und innerhalb unterschiedlicher Fachdisziplinen blieben bislang zahlreiche Aspekte zum Thema „Wohnungstod“ unberücksichtigt. Diese Arbeit nähert sich dem Phänomen „Wohnungstod“ im Design einer Sektionsstudie mit retrospektiver Auswertung der Informationen, die im Rahmen des Todesermittlungsverfahrens gestellt wurden. Anhand bestehender Definitionskriterien des Wohnungstodes wurden Fälle des Homburger Instituts für Rechtsmedizin über einen Zeitraum von 5 Jahren (2014-2018) retrospektiv erfasst und evaluiert, mit dem konkreten Ziel, rechtsmedizinisch relevante Einflussgrößen zu finden und zu überprüfen, ob dabei nichtzufällige Zusammenhänge zwischen medizinischen und nichtmedizinischen Faktoren nachweisbar sind, die das Phänomen „Wohnungstod“ besser und umfangreicher als bisher beschreiben. Als Datenmaterial dienten die schriftlichen Protokolle und Zusatzbegutachtungen sowie verfügbaren Akteninhalte der selektiv ausgewählten gerichtlichen Sektionsfälle. Zusätzliches Informationsmining, erweiterte Probenasservierungen, technische Untersuchungen am Leichnam oder nachträgliche Datenabfragen erfolgten nicht. Dabei wurde gezielt der Zeitraum vor Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie gewählt, um einen Einfluss der Pandemie mit ihren Auswirkungen auf das Alltagsverhalten und auf die Kontakte innerhalb der Familien in dieser Datenauswertung zu vermeiden. Es erfolgte eine sogenannte Pseudonymisierung der Daten, so dass ein Rückschluss auf konkrete Personen weitgehend ausgeschlossen wurde. Die auf diese Weise erhobenen und kodierten Daten wurden anschließend statistisch ausgewertet. Insgesamt wurden 44 neu aufgestellte Kriterien, die für Wohnungstote relevant sein könnten, und 11 Merkmale, welche bisher als definierend für Wohnungsleichen galten, untersucht. Zusammenfassend konnten für die untersuchten Wohnungsleichen 10 der bisher bestehenden Kriterien bestätigt und 16 der erstmals an Sektionsgut geprüften Merkmale herausgestellt werden. Zur Überprüfung möglicher Zusammenhänge dieser Merkmale erfolgte in einem zweiten Schritt die Extraktion 20 konkreter Hypothesen, welche anschließend konfirmatorischen statistischen Testverfahren, in den überwiegenden Fällen dem Chi-Quadrat-Test, alternativ dem exakten Test nach Fisher, unterzogen wurden. Vor Beginn der Studie wurde die erforderliche Stichprobengröße für den Vergleich von Proportionen geschätzt. Die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers vom Typ I, gemeinhin als Alpha-Niveau (α) bezeichnet, wurde konventionell auf 0,05 festgelegt. Zur Vermeidung einer Kumulation des Alpha-Fehlers durch das sogenannte multiple Testen wurde eine Korrektur des Signifikanzniveaus als adjustierte Grenze p* nach der Bonferroni-Holms-Methode durchgeführt. Insgesamt ließen sich nach Überprüfung und Diskussion 12 der 20 aufgestellten Hypothesen als statistisch signifikant bewerten und so neue Merkmalszusammenhänge herausstellen. Hierbei sind soziologische Aspekte wie „Familienstand“ und „Familienangehörige“ als ätiologische Hauptströmungen im Gesamtgefüge des Phänomens „Wohnungstod“ auszumachen. Diese Aspekte beziehen sich vorrangig auf den komplexen Begriff der „sozialen Isolierung“, der verschiedene wissenschaftliche Disziplinen integriert und als Phänomen auf unterschiedlichen, gesellschaftlichen wie sozialen und psychologischen, Ebenen eintritt. Einige dieser gesellschaftlichen Denkansätze wurden vorgestellt und diskutiert. Vor diesem Hintergrund lässt sich soziale Isolierung nicht nur als einen Aspekt des Wohnungstods verstehen, sondern der Wohnungstod selbst kann als eine wichtige rechtsmedizinische Manifestation sozialer Isolierung paraphrasiert werden, nicht zuletzt da diese mit dem Versterben des Menschen einhergeht, könnte der Wohnungstod zudem als die ultimative und maximale Stufe sozialer Isolierung betrachtet werden. Eine gewichtige Erkenntnis stellt zudem dar, dass 44 % der Todesursachen allein durch Sektion aufgeklärt werden konnten. Dies verdeutlicht den hohen Stellenwert, den Sektionen trotz der umfangreichen Möglichkeiten bildgebender Diagnostik, unter anderem in Gestalt der sogenannte Virtopsy, innerhalb von Todesermittlungsverfahren als unersetzlichen und zentralen Bestandteil bis heute einnehmen. Dass in 16 % der Fälle das toxikologische Ergebnis für sich alleine genommen zur Todesursache führte, scheint zudem ein Appell an die Auftraggeber, hier weniger restriktiv zu verfahren und eine mehr als nur rechtsmedizinisch begründbare, sondern gesundheitspolitische Aufgabe für die Zukunft darzustellen. Als Auftrag künftiger Untersuchungen lässt sich letztlich die Überprüfung der festgestellten Merkmale für Wohnungsleichen an weiteren Rechtsmedizinischen Instituten, insbesondere mit mehr städtisch geprägtem Einzugsgebiet, konkludieren. Darüber hinaus bleibt offen welchen Einfluss die SARS-CoV-2-Pandemie mit ihren vielfältigen gesellschaftlichen und sozialen Folgen auf die Entwicklung des Phänomens „Wohnungstod“ nehmen wird. |
Link zu diesem Datensatz: | urn:nbn:de:bsz:291--ds-445577 hdl:20.500.11880/39843 http://dx.doi.org/10.22028/D291-44557 |
Erstgutachter: | Ramsthaler, Frank |
Tag der mündlichen Prüfung: | 12-Mär-2025 |
Datum des Eintrags: | 25-Mär-2025 |
Fakultät: | M - Medizinische Fakultät |
Fachrichtung: | M - Rechtsmedizin |
Professur: | M - Prof. Dr. Peter Schmidt |
Sammlung: | SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes |
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