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doi:10.22028/D291-42868
Titel: | Ausmaß und Risiken von und Umgang mit Nadelstichverletzungen beim medizinischen und dienstleistungserbringenden Personal des Universitätsklinikums des Saarlandes |
VerfasserIn: | Schöpe, Kristina |
Sprache: | Deutsch |
Erscheinungsjahr: | 2024 |
Erscheinungsort: | Homburg/Saar |
DDC-Sachgruppe: | 610 Medizin, Gesundheit |
Dokumenttyp: | Dissertation |
Abstract: | Nadelstichverletzungen im Gesundheitswesen stellen weltweit ein großes gesundheitliches, soziales und finanzielles Problem dar. In Deutschland ereignen sich jährlich circa 500.000 Nadelstichverletzungen. Die Kosten, die daraus resultieren, betragen ca. 50 Millionen Euro. Die Dunkelziffer nicht gemeldeter Nadelstichverletzungen liegt bei bis zu 90%. Das Ausmaß von Nadelstichverletzungen wurde in deutschen Universitätskliniken anhand retrospektiver Daten bereits ermittelt. Die berücksichtigten Zeiträume dieser retrospektiven Studien waren jedoch relativ kurz. Des Weiteren sind einige Risikofaktoren für Nadelstichverletzungen wie zum Beispiel Zeitdruck, Müdigkeit und eine unerwartete Bewegung des Patienten aus der Literatur bekannt. Daher war das Ziel dieser Arbeit einen längeren Zeitraum zu berücksichtigen, um die Risikofaktoren für und das Ausmaß von Nadelstichverletzungen in einem mittelgroßen deutschen Universitätsklinikum zu untersuchen. Des Weiteren sollte mit Hilfe einer Umfrage der Umgang der Betroffenen mit einer Nadelstichverletzung beurteilt werden.
In dieser Arbeit wurden Nadelstichverletzungen, die zwischen Mai 2010 und Ende Dezember 2017 dem betriebsärztlichen Dienst des Universitätsklinikums des Saarlandes gemeldet wurden, elektronisch erfasst. Außerdem wurde zwischen September 2018 und Januar 2019 eine freiwillige und anonyme Umfrage in allen chirurgischen Abteilungen des Universitätsklinikums des Saarlandes durchgeführt. Das Ausmaß und die Risiken von und der Umgang mit Nadelstichverletzungen wurden anhand der retrospektiv erhobenen Daten des betriebsärztlichen Dienstes und der prospektiv erhobenen Daten der Umfrage analysiert. Die statistische Auswertung erfolgte deskriptiv mit allen verfügbaren Fällen und die Ergebnisse wurden primär nach beruflicher Tätigkeit stratifiziert.
Zwischen Mai 2010 und Ende Dezember 2017 wurden dem betriebsärztlichen Dienst des Universitätsklinikums des Saarlandes insgesamt 1326 Unfälle mit potenziell infektiösem Material gemeldet. Dies entspricht durchschnittlich 184 Nadelstichverletzungen pro Jahr. Die häufigsten Faktoren, die zu einer Nadelstichverletzung beitrugen, waren Zeitdruck, Müdigkeit und eine unerwartete Bewegung des Patienten. Am häufigsten ereignete sich eine Nadelstichverletzung in den Kernarbeitszeiten zwischen 6 und 18 Uhr.
Insgesamt 221 Personen nahmen freiwillig an der Umfrage in den chirurgischen Abteilungen des Universitätsklinikums des Saarlandes teil. Knapp 92% aller ärztlichen Mitarbeiter haben jemals eine Nadelstichverletzung erlitten. Nur 5 Teilnehmer (2,3%) gaben an eine Nadelstichverletzung in den letzten 12 Monaten erlitten zu haben. Die letzte Nadelstichverletzung der Teilnehmer ereignete sich am häufigsten mit einem unsicheren medizinischen Instrument (73,6%). Lediglich 45,7% der ärztlichen und 61,9% der pflegerischen Mitarbeiter gaben an, dass sie im Umgang mit sicheren medizinischen Instrumenten unterwiesen wurden. Insgesamt 78,9% der Teilnehmer schätzten den Nutzen von sicheren medizinischen Instrumenten als gut bis sehr gut ein. Die Empfehlungen am Universitätsklinikum des Saarlandes zum Verhalten bei Kontakt mit potenziell infektiösem Material kannten, laut eigener Angaben, 88,9% der ärztlichen und 88,8% der pflegerischen Mitarbeiter. In 63,2% der Fälle wurde bei der letzten Nadelstichverletzung ein Durchgangsarztverfahren eingeleitet.
Nadelstichverletzungen kommen im klinischen Alltag häufig vor. Aus den retrospektiven Daten zu gemeldeten Nadelstichverletzungen am Universitätsklinikum des Saarlandes lässt sich keine abfallende Tendenz der Anzahl an Meldungen feststellen. Dies hängt vermutlich mit den vielfältigen Risikofaktoren von Nadelstichverletzungen im Gesundheitswesen zusammen. Die Risiken von Nadelstichverletzungen, die in dieser Arbeit identifiziert wurden, stimmen größenteils mit den in der Literatur beschriebenen Risikofaktoren überein. Die häufigsten Risikofaktoren wie zum Beispiel Zeitdruck oder unerwartete Bewegung des Patienten lassen sich jedoch schwierig beeinflussen. Des Weiteren wird aus dieser Arbeit ersichtlich, dass die Unterweisung von Mitarbeitern im Umgang mit sicheren medizinischen Instrumenten und mit Nadelstichverletzungen mit potenziell infektiösem Material ein wichtiger und unabdingbarer Bestandteil der präventiven Maßnahmen im klinischen Alltag darstellen sollten. Needlestick injuries in the healthcare sector are a major health, social and financial problem worldwide. In Germany, around 500,000 needlestick injuries occur every year, causing costs of around 50 million euros. The number of unreported needlestick injuries is up to 90%. The extent of needlestick injuries has already been determined in German university hospitals using retrospective data. However, the periods covered by these retrospective studies were relatively short. Furthermore, some risk factors for needlestick injuries such as time pressure, fatigue and unexpected movement of the patient are known from the literature. Therefore, the aim of this study was to consider a longer period of time to investigate the risk factors for and the extent of needlestick injuries in a medium-sized German university hospital. Furthermore, a survey was conducted to assess how affected staff dealt with a needlestick injury. In this study, needlestick injuries reported to the occupational health service of the Saarland University Medical Center between May 2010 and the end of December 2017 were recorded electronically. In addition, a voluntary and anonymous survey was conducted in all surgical departments at the Saarland University Medical Center between September 2018 and January 2019. The extent and risks of needlestick injuries and how they are handled were analyzed using the retrospectively collected data from the occupational health service and the prospectively collected data from the survey. The statistical analysis was carried out descriptively with all available cases and the results were primarily stratified according to occupation. Between May 2010 and the end of December 2017, a total of 1326 accidents involving potentially infectious material were reported to the occupational health service at the Saarland University Medical Center. This corresponds to an average of 184 needlestick injuries per year. The most common factors contributing to a needlestick injury were time pressure, fatigue and unexpected movement of the patient. Needlestick injuries occurred most frequently during core working hours between 6am and 6pm. A total of 221 employees voluntarily took part in the survey in the surgical departments of the Saarland University Medical Center. Almost 92% of all medical staff have ever suffered a needlestick injury. Only 5 participants (2.3%) stated that they had suffered a needlestick injury in the last 12 months. Participants' most recent needlestick injury occurred most frequently with an unsafe medical device (73.6%). Only 45.7% of the medical staff and 61.9% of the nursing staff stated that they had been instructed in the use of safe medical devices. A total of 78.9% of participants rated the benefits of safe medical devices as good to very good. According to their own statements, 88.9% of medical staff and 88.8% of nursing staff were aware of the recommendations at the Saarland University Medical Center on the conduct in the event of contact with potentially infectious material. In 63.2% of the last needlestick injury, an emergency medical procedure was initiated. Needlestick injuries occur frequently in everyday clinical practice. The retrospective data on reported needlestick injuries at the Saarland University Medical Center does not show a downward trend in the number of reports. This is presumably due to the various risk factors of needlestick injuries in the healthcare sector. The risks of needlestick injuries identified in this study largely correspond to the risk factors described in the literature. However, the most common risk factors, such as time pressure or unexpected movement of the patient, are difficult to influence. Furthermore, it is clear from this work that the instruction of employees in the handling of safe medical instruments and needlestick injuries with potentially infectious material should be an important and indispensable part of preventive measures in everyday clinical practice. |
Link zu diesem Datensatz: | urn:nbn:de:bsz:291--ds-428682 hdl:20.500.11880/38597 http://dx.doi.org/10.22028/D291-42868 |
Erstgutachter: | Faßbender, Klaus |
Tag der mündlichen Prüfung: | 16-Sep-2024 |
Datum des Eintrags: | 1-Okt-2024 |
Fakultät: | M - Medizinische Fakultät |
Fachrichtung: | M - Neurologie und Psychiatrie |
Professur: | M - Prof. Dr. Klaus Faßbender |
Sammlung: | SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes |
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