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doi:10.22028/D291-41454
Titel: | Projektbericht: Summa Cum Fraude – Wissenschaftliches Fehlverhalten und der Versuch einer Gegenoffensive. Öffentlicher Teil |
VerfasserIn: | Herb, Ulrich Holtsch, Anne Jacobs, Karin Köstenbach, Tamara Müller, Frank |
Sprache: | Deutsch |
Erscheinungsjahr: | 2024 |
Freie Schlagwörter: | Wissenschaftliche Integrität Wissenschaftliches Fehlverhalten Retractions |
DDC-Sachgruppe: | 020 Bibliotheks- und Informationswissenschaft 530 Physik |
Dokumenttyp: | Sonstiges |
Abstract: | Das Projekt befasste sich mit der zentralen Fragestellung, inwieweit die bestehenden Mechanismen zur Selbstkontrolle in der Wissenschaft in der Lage sind, wissenschaftlichem Fehlverhalten effektiv entgegenzuwirken. Es wurden 207 Fälle von wissenschaftlichem Fehlverhalten ausführlich dokumentiert und an die betroffenen Verlage gemeldet. Dabei kamen nur solche Fälle zur Meldung, bei denen die Indikatoren für wissenschaftliches Fehlverhalten eindeutig waren (z.B. war die Manipulation von Daten mit bloßem Auge erkennbar). Leider hat sich schnell herausgestellt, dass selbst in diesen eindeutigen Fällen das tatsächliche Handeln durch die Journale von den in den ethischen Grundsätzen der Verlage formulierten Richtlinien zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten in der Mehrzahl der Fälle nahezu diametral abweicht. In vielen Fällen kann von einem Handeln nicht einmal die Rede sein, da Journale selbst auf wiederholte Meldungen desselben Falles von wissenschaftlichem Fehlverhalten nicht reagieren. In dieser Hinsicht kann die eigentliche Frage, inwieweit die Mechanismen zur Selbstkontrolle in der Wissenschaft tragfähig sind, prinzipiell nicht oder nur zu einem Teil beantwortet werden, da diese Mechanismen durch die Verweigerungshaltung vieler Journale gar nicht erst zum Einsatz kommen. So gesehen scheint es auch fraglich, ob zusätzliche Maßnahmen, die auf Grundlage der aus diesem Projekt hervorgegangenen Erfahrungen formuliert werden sollten, die Situation merklich verbessern könnten, da sie den Maßnahmenkatalog, der von Journalen nach wie vor ignoriert werden wird, allenfalls aufblähen.
Neben diesen ernüchternden Befunden aufseiten der Journale war auch auf Seiten der sich fehlverhaltenden Autoren wenig Erfreuliches zu festzustellen. In nicht seltenen Fällen ist bei einigen Autorengruppen wissenschaftliches Fehlverhalten tägliche Praxis. Bei der Recherche von Fachartikeln mit manipuliertem Datenmaterial hat es sich fast schon zum Regelfall entwickelt, dass die Durchsicht der Publikationslisten einer einmal auffällig gewordenen Autorengruppe weiteres unlauteres Datenmaterial zutage bringt. Wenn zu den o.a. 207 Fällen alleine ein Autor mit mehr als 30 Fällen beiträgt, so kann man sagen, dass wissenschaftliches Fehl-verhalten stellenweise das Fundament einzelner Karrieren bildet.
Flankierend gaben zehn Expert*innen in Interviews Vorschläge zur Verbesserung des Umgangs mit fragwürdigen Publikationen ab. Genannt wurden Beratung, Transparenz, Workshops zur Wissenschaftsethik und zur Identifikation fragwürdiger Inhalte, Open Science-Praktiken (z.B. Prä-Registrierung, Open Access zu Daten, Open Review), verbindliche Richtlinien und Monitoring von Retractions. Bibliotheken wurden besonders als Vermittler von Publikationskompetenz erwähnt. Allerdings wurde von den Expert*innen das gravierende Problem der Nicht-Reaktion der Journale kaum mit Verbesserungsvorschlägen bedacht. The project addressed the central issue of the extent to which existing mechanisms for self-regulation in science are effective in countering scientific misconduct. A total of 207 cases of scientific misconduct were thoroughly documented and reported to the relevant publishers. Only cases with clear indicators of scientific misconduct, such as visibly manipulated data, were reported. Unfortunately, it quickly became apparent that even in these clear cases, the actions taken by journals deviated significantly from the ethical guidelines outlined in their principles regarding scientific misconduct. In many instances, the journals did not even respond to repeated reports of the same case of scientific misconduct. This raises the fundamental question of the viability of self-regulation mechanisms in science, as these mechanisms are often not even utilized due to the resistant attitude of many journals. Thus, it remains questionable whether additional measures formulated based on the findings of this project could significantly improve the situation, as they might merely expand the catalogue of actions that journals continue to disregard. Aside from these disheartening findings regarding journals, there were also discouraging observations concerning authors engaged in misconduct. In some author groups, scientific misconduct has become a routine practice. When researching articles with manipulated data, it has almost become routine to uncover further instances of dubious data in the publication lists of author groups that have previously attracted attention. If a single author contributes to more than 30 out of the aforementioned 207 cases, it is evident that scientific misconduct forms the foundation of certain career trajectories. In parallel, ten experts provided suggestions for improving the handling of questionable publications through interviews. Recommendations included consultation, transparency, work-shops on scientific ethics and content identification, Open Science practices (such as pre-registration, open data access, and open review), binding guidelines, and retraction monitoring. Libraries were particularly highlighted as educators in publication competence. However, the experts scarcely addressed the significant issue of journals' non-responsiveness with proposals for improvement. |
Link zu diesem Datensatz: | urn:nbn:de:bsz:291--ds-414540 hdl:20.500.11880/37143 http://dx.doi.org/10.22028/D291-41454 |
Datum des Eintrags: | 17-Jan-2024 |
Drittmittel / Förderung: | Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) |
Fördernummer: | DFG-Projektnummer 430681129 |
Fakultät: | NT - Naturwissenschaftlich- Technische Fakultät ZE - Zentrale Einrichtungen |
Fachrichtung: | NT - Physik ZE - Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek |
Professur: | NT - Prof. Dr. Karin Jacobs ZE - Sonstige |
Sammlung: | SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes |
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