Die Adaption von Bläserkammermusik in den Mittelsätzen von Gouvys sechster Sinfonie

Abstract

Die Mittelsätze von Gouvys sechster Sinfonie basieren auf Material, das der Komponist zuvor komponierten Bläserkammermusikwerken entnommen hat. Der dritte, langsame Satz der 6. Sinfonie beruht auf der „Aubade“ aus der Petite suite gauloise von 1888. Gouvy erweitert die knappe Anlage der Aubade durch verschiedene Eingriffe in einen Satz, der typische Eigenschaften eines langsamen Sinfoniesatzes aufweist. Am Beginn des Satzes gewinnt er aus dem Thema I der Aubade durch Einführung eines neuen Elements b einen in sich geschlossenen A-Teil einer erweiterten dreiteiligen Liedform. Deren Mittelteil bestreitet er mit einem neu komponierten, kontrastierenden Abschnitt in Moll. Vor der Reprise des A-Teils erklingt das Thema II der Aubade. Dessen lyrischer Charakter und die Rückkehr nach Dur bereiten die Wiederkehr von Thema I vor, mit der eine erweiterte Reprise des A-Teils beginnt. Wie in der Aubade folgen in ihr die Themen I und II unmittelbar aufeinander. Die Tuttibesetzung und die intensivierte Dynamik bewirken in diesem Formteil eine Schlusssteigerung. Das Scherzo der sechsten Sinfonie greift auf den zweiten Satz von Gouvys Bläserseptett zurück. Dessen Trio ersetzt Gouvy durch einen neu komponierten Abschnitt von schwärmerisch-romantischem Charakter. Diese Veränderung macht in der Folge eine Umgestaltung der Schlusssektion des Scherzos notwendig.