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doi:10.22028/D291-38690
Titel: | Medizinisch-berufliche Rehabilitation für Pflegekräfte in der Psychosomatik |
VerfasserIn: | Wittmann, Christine |
Sprache: | Deutsch |
Erscheinungsjahr: | 2022 |
Erscheinungsort: | Homburg/Saar |
DDC-Sachgruppe: | 610 Medizin, Gesundheit |
Dokumenttyp: | Dissertation |
Abstract: | Um höhere return-to-work Raten zu erzielen, wird eine stärkere berufliche Orientierung der psychosomatischen Rehabilitation gefordert. Es wurden unter dem Stichwort "Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation" (MBOR) diagnostische und therapeutische Leistungen mit besonderem Berufsbezug implementiert. Die Fachklinik für Psychosomatische Medizin der MediClin Bliestalkliniken in Blieskastel entwickelte 2012/2013 ein solches MBOR-Konzept speziell ausgerichtet auf Personen aus Pflegeberufen. Pflegekräfte rangieren in Fehlzeitenstatistiken seit Jahren unter den Berufen mit den meisten Krankheitstagen und tragen aufgrund der hohen körperlichen und psychischen Belastung ein deutlich erhöhtes Risiko der Frühberentung. Depressive Erkrankungen unter Pflegekräften weisen weltweit hohe Prävalenzraten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung auf (Shields & Wilkins 2006; Letvak et al. 2012; Shahri et al. 2017; Grobe & Steinmann 2019), die während der COVID-19-Pandemie noch weiter angestiegen sind (An et al. 2020).
Im Fokus einer beruflich-orientierten psychosomatischen Rehabilitation stehen vor allem das Arbeiten an interaktionellen und motivationalen Problemen, der Umgang mit körperlichen Symptomen und Stressbewältigung am Arbeitsplatz.
Die erste Publikation dieser kumulativen Dissertation stellt zunächst das MBOR-Konzept für Pflegekräfte vor. Es handelt sich um ein multimodales Rehabilitationskonzept, welches als zentrale Elemente die Kombination einer berufshomogenen Therapiegruppe in fester Kombination mit interaktioneller Bewegungstherapie beinhaltet. Anhand eines Fallbeispiels konnte gezeigt werden, dass eine differenzierte therapeutische Bearbeitung der psychischen Problematik mit dem Fokus auf deren Wechselwirkung mit der beruflichen Problemlage möglich ist.
Anschließend stellte sich jedoch die Frage, ob diese berufliche Fokussierung des Rehaprozesses zu Lasten der Wirkung auf das zugrunde liegende Störungsbild geht.
Anhand einer retrospektiven Studie wurde das MBOR-Konzept evaluiert und mit einem störungsspezifischen Konzept verglichen. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in Publikation 2 zusammengefasst. Das berufsgruppenspezifische Reha-Programm für Pflegekräfte führte erfolgreich zur Änderung maladaptiver arbeitsbezogener Einstellungen. Unterschiede hinsichtlich der Effekte auf die depressive Symptomatik im Vergleich zum störungsspezifischen Reha-Konzept konnten nicht nachgewiesen werden. Ob Pflegekräfte von der berufsgruppenspezifischen Intervention insgesamt besser profitieren als von einer störungsspezifischen Intervention soll in folgenden randomisiert- kontrollierten Studie erfolgen.
Es besteht eine enge Verknüpfung zwischen der Entstehung, dem Verlauf und der Chronifizierung von somatischen und psychischen Störungen. Untersuchungen zeigten, dass bei jedem fünften RehabilitandInnen in der somatischen Rehabilitation eine aktuelle psychische Störung vorliegt. Studien über somatische Komorbiditäten bei psychosomatischen RehabilitandInnen sind selten.
Die 3. Studie der vorliegenden kumulativen Dissertation untersucht das Diagnose-Spektrum somatischer Komorbiditäten bei PatientInnen in der psychosomatischen Rehabilitation und deren Zusammenhang mit unterschiedlichen arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern (AVEM). Die häufigsten Diagnosen des Patientenkollektivs waren Dorsopathien (35,2%), Essentielle (primäre) Hypertonie (25,0 %), Adipositas (17,0 %), Störungen des Lipidstoffwechsels und Lipidämien (10,2 %) sowie sonstige Kopfschmerzsyndrome (7,9 %). Das AVEM-Risikomuster A geht mit einem häufigeren Auftreten der Diagnosen Adipositas sowie Dorsopathien einher. Das Vorliegen des Musters S geht häufiger mit der Diagnose Essentielle Hypertonie und einer Entlassung als arbeitsfähig einher (p < 0,001). Patienten mit Risikomuster B werden signifikant häufiger arbeitsunfähig aus der Rehabilitation entlassen (p < 0,01). Das gleichzeitige Vorliegen einer psychosomatischen Erkrankung und einer der oben genannten somatischen Komorbiditäten stellt eine bisher wenig beachtete zusätzliche Bedrohung der Erwerbsfähigkeit dar. In order to achieve higher return-to-work rates, psychosomatic rehabilitation is required to be more workplace-oriented. A workplace-oriented rehabilitation program offering both diagnostic and therapeutic treatments tailored to workplace demands was developed in 2012-2013 at the MediClin Bliestalkliniken (psychosomatic rehabilitation facility). This workplace-oriented rehabilitation program was developed specifically for nursing professions. Nursing professions are associated with high levels of psychological distress, high numbers of absent days, and early retirement. Workplace-oriented rehabilitation focuses primarily on working on interactional and motivational problems, dealing with physical symptoms, and coping with stress at work. The 1st publication introduces a novel workplaceoriented rehabilitation program and demonstrates that working on individual psychological problems in the context of specific workplace situations is a promising therapeutic avenue to increase higher returnto- work-rates. However, will workplace-oriented rehabilitation approaches be detrimental to the underlying psychiatric condition? Therefore, in the second study this new workplace-oriented medical rehabilitation program for the nursing profession was evaluated and compared to a conventional disorder-specific setting. The results are summarized in publication 2. Herein, successfully induced changes in maladaptive work-related attitudes were revealed. Workplace-oriented based improvements in depressiveness did not significantly differ from a depression-specific intervention program. Further investigation in this direction by means of a randomized group-matched setting will be beneficial to dissect specific contributions of workplaceoriented or depression-specific therapeutic approaches. Development, course, and chronification of somatic and psychological disorders are closely connected. Every fifth person in somatic rehabilitation suffers from somatic-psychiatric comorbidities. However, studies of somatic comorbidities in psychosomatic rehabilitation patients are scarce. The third study of this cumulative thesis analyzes the diagnosis spectrum of somatic comorbidities in psychosomatic patients also in the context of work-related behavior and experience patterns (AVEM). The most frequent diagnoses observed were dorsopathies (35,2%), essential (primary) hypertension (25,0%), obesity (17,0%), disorders of lipid metabolism and lipidemias (10,2%) as well as various headache syndromes (7,9%). AVEM risk pattern A is associated with a more frequent occurrence of the diagnoses of obesity and chronic pain. Pattern S is associated with essential hypertension. Furthermore, AVEM pattern S is associated with significantly higher return-to-work rates (p < 0.001). Patients with risk pattern B showed significantly lower return-to-work rates (p < 0.01). The co-occurrence of psychosomatic disorders and of one of the above-mentioned somatic comorbidities represents an additional, yet unappreciated, threat to the ability to work. |
Link zu diesem Datensatz: | urn:nbn:de:bsz:291--ds-386900 hdl:20.500.11880/35407 http://dx.doi.org/10.22028/D291-38690 |
Erstgutachter: | Köllner, Volker |
Tag der mündlichen Prüfung: | 9-Jan-2023 |
Datum des Eintrags: | 10-Mär-2023 |
Fakultät: | M - Medizinische Fakultät |
Fachrichtung: | M - Psychotherapie und Psychosomatik |
Professur: | M - Keiner Professur zugeordnet |
Sammlung: | SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes |
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