Bitte benutzen Sie diese Referenz, um auf diese Ressource zu verweisen: doi:10.22028/D291-37287
Titel: Reittherapie als nicht-medikamentöse Therapieoption bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom
Alternativtitel: Horseback riding therapy as non-pharmacological therapy in patients with Parkinson’s disease
VerfasserIn: Ruiz Huertas, Leonie
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2022
Erscheinungsort: Homburg/Saar
DDC-Sachgruppe: 610 Medizin, Gesundheit
Dokumenttyp: Dissertation
Abstract: Einleitung Das idiopathische Parkinson-Syndrom manifestiert sich sowohl mit motorischen als auch mit nicht-motorischen Symptomen. Durch eine Reittherapie, als nicht-medikamentöse Therapieform, konnten bereits bei Patienten mit anderen neurologischen Krankheitsbildern (wie beispielsweise Multiple Sklerose) günstige Effekte nachgewiesen werden. In dieser Pilotstudie wurden die Durchführbarkeit und die Effekte einer 8-wöchigen Reittherapieintervention bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom untersucht. Material und Methodik An der Studie nahmen zwölf Patientinnen und Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom teil. Das mediane Probandenalter betrug 55,5 Jahre, die mediane Erkrankungsdauer betrug 8,5 Jahre. Mit einer angestrebten Therapiefrequenz von einer Stunde pro Woche erhielten die Probanden acht aufeinanderfolgende Reittherapieinterventionen, durchgeführt von speziell ausgebildeten Reittherapeuten. Standardisierte klinische Skalen, welche motorische und nicht-motorische Symptome des idiopathischen Parkinson-Syndroms erfassen, wurden vor Beginn der Interventionen sowie in Interventionswoche 8 erhoben. Eine Analyse der Herzfrequenzvariabilität wurde anhand von drei standardisierten Messungen mithilfe einer Ein-Kanal-Ableitung eines Elektrokardiogramms durchgeführt (Kurzzeit-HRV-Messung (KZT), respiratorische Sinusarrhythmie-Messung (RSA), Langzeitmessung). Software-gestützt wurden anschließend die einzelnen Herzfrequenzvariabilitätsparameter analysiert. Ziel der Studie war es, neben den Effekten einer Reittherapieintervention auch Informationen zur Machbarkeit dieser Therapieform bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom und erste Daten für eine Fallzahlberechnung zu gewinnen. Ergebnisse Die Reittherapie wurde von allen Probanden gut toleriert. 3 der 12 Probanden brachen die Studie aufgrund unterschiedlicher Umstände vorzeitig ab, darunter die als zu lang empfundenen Fahrtwege. Es traten keine Verletzungen oder andere Zwischenfälle während der Reittherapie auf. Bei der Analyse der klinischen Skalen zeigten sich deskriptiv alle klinischen Scores nach der Reitintervention verbessert, die Verbesserung im TINETTI-Test war dabei signifikant (p = 0,021). Bei der Auswertung der HRV-Parameter zeigten sich ebenfalls überwiegend verbesserte Werte nach der Reitintervention. Bei Betrachtung der mittleren RR-Abstände zeigten sich signifikante Veränderungen zwischen den Kurzzeitmessungen vor und nach der letzten Reitintervention (Interventionswoche 8; p = 0,021) sowie zwischen den respiratorischen Sinusarrhythmie-Messungen jeweils vor und nach der ersten und letzten Reittherapieintervention (Interventionswochen 1: p = 0,023; Interventionswoche 8: p = 0,002). Zusätzlich zu den erhobenen Werten gaben die Probanden ein Feedback zu subjektiv empfundenen Veränderungen durch die Reittherapie. Sie berichteten über verbesserten Schlaf, Tremorreduktion, verbesserte Körperhaltung im Sitzen und eine Verbesserung vorbestehender muskulärer Verspannungen im Schulterbereich. Diskussion und Schlussfolgerung Diese Pilotstudie zeigt, dass eine Reittherapie bei Patienten mit idiopathischem Parkinson- Syndrom praktisch durchführbar ist und innerhalb eines Zeitraums von 8 Wochen zu überwiegend positiven Effekten auf motorische und nicht-motorische Symptome sowie Parameter der HRV führt. Die mittlere Verbesserung der erhobenen klinischen Skalen, darunter die signifikante Verbesserung im motorischen TINETTI-Test, sprechen für einen günstigen Effekt der Reittherapie. Auch die Herzfrequenzvariabilitäts-Messungen ergaben überwiegend als positiv zu wertende Ergebnisse, welche sich in erster Linie als Kurzzeiteffekte präsentierten. Da die Herzfrequenzvariabilität jedoch ein im Körper von vielen Faktoren beeinflusstes und sehr variables System darstellt, können die hier erhobenen Ergebnisse nicht ausschließlich auf die Interventionen zurückgeführt werden. Die niedrige Probandenzahl, die relative kurze Interventionsperiode von 8 Wochen sowie das Fehlen einer vergleichenden Kontrollintervention machen allgemeine Aussagen bezüglich eines objektivierbaren Nutzens für Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom schwierig. Folgestudien mit größeren Fallzahlen sind notwendig, um valide Ergebnisse auf diesem Gebiet erheben zu können. Dabei könnten die Ergebnisse dieser Studie wichtige Daten für eine Fallzahlberechnung liefern. Ein Vergleich mit anderen nicht-medikamentösen Therapieformen (z.B. Physiotherapie) im Rahmen von Vergleichsstudien ist erforderlich, um den Nutzen einer Reittherapie bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom besser einschätzen zu können.
Background Parkinson’s disease manifests with both motor and non-motor symptoms. Horseback riding has already shown beneficial effects in patients with other neurological diseases (e.g. multiple sclerosis). This pilot study investigated the feasibility and the effects of an 8-week horseback riding intervention in patients with Parkinson’s disease. Methods 12 patients with Parkinson’s disease participated in this pilot study. Median age was 55.5 years, median disease duration was 8.5 years. With a planned therapy frequency of one hour per week, subjects received 8 horseback riding interventions, conducted by professional horseback riding therapists. Standardized clinical scales assessing motor and non-motor symptoms of Parkinson’s disease were used at a baseline visit prior to the intervention and in intervention week 8. To analyze changes in heart rate variability (HRV) associated with intervention, 3 standardized measurements were executed, using a 1-lead electrocardiogram: short-term-HRV-measurement, respiratory-sinus-arrhythmia-measurement and a long-term-measurement. HRV-parameters were extracted and analyzed using a specialized software. The aim of this study was to assess a) the feasibility of horseback riding therapy in Parkinson’s disease and b) the effects of this non-pharmacological therapy assessed by standardized clinical scales and HRV parameters. In addition, this pilot study should yield first data for exact sample size calculations. Results The horseback riding intervention was well-tolerated by all subjects. 3 of 12 subjects terminated the study prematurely due to different causes, e.g. the long distance to the location where the intervention was performed. No injuries or adverse events occurred during the therapy. Standardized clinical scales indicated an improvement associated with the horseback riding intervention with a significant improvement in the TINETTI-test (p = 0.021). HRV-data showed predominantly improved parameters associated with the horseback riding intervention: there was a significant change in short-term-measurements in mean RR intervals (intervention week 8; p = 0.021) and also a significant change in respiratory-sinus-arrhythmia-measurements before and after the first and the last riding therapy session (intervention week 1: p = 0 0.023 and intervention week 8: p = 0.002). Subjects also provided a subjective feedback to the investigators regarding changes in various symptoms during the intervention period. Subjects reported improved sleep, reduction of tremor, improved posture while sitting and improvement of rigidity in the shoulders. Discussion and Conclusions This pilot study shows that horseback riding therapy in Parkinson’s disease is feasible and that an 8 week-intervention results in beneficial effects on motor and non-motor symptoms as well as on HRV parameters. The descriptive improvement in clinical scales and the significant improvement in TINETTI-score argue for a positive effect of horseback riding therapy. HRV analyses predominantly showed positive effects, presenting as short-term but. As HRV is a regulated by various factors, the obtained results may not necessarily be exclusively explained by the horseback riding intervention. The low number of subjects, the relatively short intervention period (8 weeks) and the lack of a control intervention make it difficult to generalize the obtained results. Additional studies with higher case numbers are necessary to yield valid results. The results of this pilot study can assist in planning further studies by using the preliminary data for sample size calculations. A comparison with a control intervention (e.g. physiotherapy, as initially planned for this study) will help to better evaluate the benefit of horseback riding therapy in Parkinson’s disease.
Link zu diesem Datensatz: urn:nbn:de:bsz:291--ds-372879
hdl:20.500.11880/33838
http://dx.doi.org/10.22028/D291-37287
Erstgutachter: Unger, Marcus
Tag der mündlichen Prüfung: 7-Sep-2022
Datum des Eintrags: 26-Sep-2022
Drittmittel / Förderung: Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Neurologie. Das Vorhaben wurde gemeinsam mit den beiden im Folgenden genannten gemeinnützigen Vereinen durchgeführt und durch Mittel dieser Vereine unterstützt: Jung & Parkinson. Die Selbsthilfe e.V.; Förderverein Ehrensache e.V.
Fakultät: M - Medizinische Fakultät
Fachrichtung: M - Neurologie und Psychiatrie
Professur: M - Prof. Dr. Klaus Faßbender
Sammlung:SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes

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