Bitte benutzen Sie diese Referenz, um auf diese Ressource zu verweisen: doi:10.22028/D291-36034
Titel: Evaluation der Versorgungssituation von Patienten mit feuchter Altersbedingter Makuladegeneration (AMD) im VISYONET Qualitätsnetzwerk Saar
VerfasserIn: Sutor, Ilka
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2021
Erscheinungsort: Homburg/Saar
DDC-Sachgruppe: 610 Medizin, Gesundheit
Dokumenttyp: Dissertation
Abstract: Zusammenfassung Die intravitreale operative Medikamentenapplikation (IVOM) ist die derzeit wirksamste Therapie der feuchten altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Dabei korreliert die Anzahl der Injektionen und der Verlaufskontrollen mit dem Visusgewinn bzw. dem Visuserhalt (Holz et al., 2016). Allerdings führt die Behandlung nur begrenzt bzw. zu Beginn der Behandlung zur Verbesserung der Sehkraft. Langfristig ist die Behandlung dennoch essenziell, um einer weiteren Verschlechterung entgegenzuwirken bzw. die Progression der Erkrankung zu verlangsamen. Diese Tatsache wirkt sich negativ auf die Therapieadhärenz aus. Die über viele Jahre andauernde Behandlungs- und Untersuchungsfrequenzen, die für den bestmöglichen Visuserhalt notwendig sind, stellen sowohl die betroffene Patientengruppe, deren Angehörige, als auch die behandelnden Ärzte vor große Herausforderungen. Die Behandlung der AMD verursacht aufgrund der Hochpreisigkeit der für die Behandlung zugelassenen Medikamente eine starke finanzielle Belastung des Gesundheitssystems (Neubauer et al., 2010). In der Arbeit wurden folgende Hypothesen untersucht: 1. Die Patienten nehmen weniger IVOM-Behandlungen in Anspruch als der aktuelle Stand der Wissenschaft empfiehlt. 2. Ausschlaggebend sind dabei folgenden Ursachen: • Aufgrund des hohen Alters der an AMD erkrankten Patienten, ist von einem hohen Anteil an Patienten mit Komorbiditäten auszugehen, welche den Besuch beim Augenarzt erschweren oder unmöglich machen. • Die Dauer der monatlichen Behandlungszeiten sind für die Patienten nicht akzeptabel. • Der Transport zu den Behandlungen ist für die Patienten schwer zu organisieren, da die Krankenkassen keine Transportkosten übernehmen. • Die Patienten sind nicht ausreichend über ihre Erkrankung informiert • Die Patienten glauben nicht daran, dass die Behandlung ihnen hilft, ihre Sehkraft zu erhalten. Methoden Die Arbeit untersucht die Behandlung von AMD-Patienten der Augenklinik Sulzbach, die im Rahmen des VISYONET-Qualitätsnetzwerks behandelt wurden. Analysiert wurden der Visusverlauf, die Injektions- und Nachuntersuchungsfrequenzen sowie die Therapie-adhärenz von 546 Patienten in der Zeit von 2016 bis Anfang 2020. Voraussetzung für die Aufnahme in die Betrachtung war eine Behandlungsdauer von mindestens 12 Monaten. Ergänzend wurden, mit Hilfe einer Patientenbefragung, Gründe für die Abweichungen vom empfohlenen Behandlungspfad eruiert. An der Befragung nahmen 183 AMD-Patienten teil. Ergebnisse Von 194 Patienten, die im Jahr 2016 zum ersten Mal behandelt wurden, waren 126 nach 24 Monaten und 81 Patienten nach 36 Monaten noch in Behandlung. Die durchschnittliche Anzahl IVOM pro Patienten je Behandlungsjahr lag im ersten Jahr bei 7 IVOM, im zweiten Jahr bei 6,4 und im dritten Jahr bei 6,3 IVOM. Die Nachsorge erfolgte in 93,2% der Fälle. Die Anzahl der Verlaufskontrollen liegt im Durchschnitt 2,4 unter der empfohlenen Anzahl Verlaufskontrollen pro Jahr. Der durchschnittliche Visus bleibt 36 Monate lang stabil. Die Befragung ergab folgende Ergebnisse: Nur 23% der Befragten gaben keinen weiteren Komorbiditäten an. Bei erfolgten Angaben wurden am häufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates, Herzerkrankungen und Diabetes mellitus genannt. Die durchschnittliche Entfernung zum IVOM Zentrum liegt bei 29 km und einem Zeitaufwand von 34 Minuten einfache Strecke, die Entfernung zum Hausaugenarzt bei 11 km und 11 Minuten. Der Transfer zu den Untersuchungen erfolgt in 76 % der Fälle durch Angehörige oder Freude. Nur 57 % fällt die Organisation des Transfers sehr leicht oder leicht. 73 % der Patienten fühlen sich sehr gut oder gut über Ihre Erkrankung informiert. Der zeitliche Aufwand der Behandlung dauert ca. 1 Stunde länger als die Patienten als akzeptabel empfinden. Viele der AMD-Patienten leiden im Alltag unter diversen Einschränkungen: 14% sind im Alltag auf Unterstützung angewiesen, 35 % fällt Lesen schwer bis sehr schwer, 14% fällt das Kochen und Essen schwer oder sehr schwer, 23% fällt das Treppensteigen schwer oder sehr schwer, 17 % fällt das Fernsehen schwer oder sehr schwer. 75 % der Patienten ist die Behandlung sehr wichtig, 77% der Befragten glauben sehr stark oder stark daran, dass ihnen die Behandlung hilft, ihre Sehkraft zu erhalten. Fazit: Die partnerschaftliche, heimatnahe Versorgung der IVOM-Behandlung im Rahmen des VISYONET Qualitätsnetzwerkes und die damit verbundene Zeitersparnis wirkt sich nachweislich positiv auf die Therapieadhärenz aus. Um eine für den Patienten akzeptable Behandlungsdauer zu erreichen, sollte bei der Behandlung in der Arztpraxis bzw. dem IVOM-OP-Zentrum auf eine korrekte Terminierung, Vorbereitung der Behandlungs-unterlagen und standardisierte Behandlungsabläufe geachtet werden. Lange Wartezeiten oder organisatorische Verzögerungen der Behandlung gilt es insbesondere bei den IVOM-Patienten aufgrund der hohen Behandlungsfrequenzen zu vermeiden. Für die Patienten bedarf es neuer Konzepte zur Unterstützung der Organisation des Transfers. Eine Anpassung der Behandlungszeiten an die Bedarfe von berufstätigen Angehörigen erscheint sinnvoll, um die Kontinuität der Therapie zu gewährleisten. Zudem sollte die Zeit zwischen Indikationsstellung im Rahmen der Verlaufskontrollen und der darauffolgenden IVOM so kurz wie möglich gehalten werden, um einen Visusverlust soweit möglich zu vermeiden. Für AMD-Patienten, die sich in stationärer Behandlung befinden wäre eine Sonderregelung der Kostenträger für die Abrechnung der IVOM-Behandlung durch Krankenhäuser sinnvoll, damit die Behandlung auch im Falle eines stationären Aufenthaltes problemlos fortgesetzt werden kann. In strukturschwachen Gebieten ist die Erreichbarkeit der Behandlungsangebote deutlich erschwert. Im Bereich der IVOM-Nachsorge und der Verlaufskontrolle könnten im Rahmen weiterer Studien telemedizinische Angebote auf ihre Umsetzbarkeit überprüft werden. Für die IVOM-Behandlung selbst wäre hier ggf. der Einsatz eines mobilen IVOM-OPs möglich, um die Therapiekontinuität und -adhärenz zu erhöhen.
  Evaluation of the care situation of patients with wet age-related macular degeneration (AMD) in the VISYONET Qualitätsnetzwerk Saar. Abstract Intravitreal surgical drug application (IVOM) is currently the most effective therapy for wet age-related macular degeneration (AMD). The number of injections and follow-up correlates with visual acuity gain and visual acuity maintenance (Holz et al., 2016). However, treatment leads to improvement in vision only to a limited extent or at the beginning of treatment. In the long term, treatment is nevertheless essential to counteract further deterioration or to slow down the progression of the disease. This fact has a negative impact on treatment adherence. The treatment and examination frequencies over many years, which are necessary to achieve the best possible visual acuity, pose a great challenge to the affected patient group, their relatives, as well as the treating physicians. The treatment of AMD causes a heavy financial burden on the health care system due to the high cost of the drugs approved for treatment (Neubauer et al., 2010). In this work, the following hypotheses were investigated: 1. patients use fewer IVOM treatments than the current state of science recommends. 2. the following reasons are decisive: • Due to the high age of patients suffering from AMD, a high proportion of patients with comorbidities can be assumed, which make visits to the ophthalmologist difficult or impossible. • The duration of the monthly treatment times are not acceptable for the patients. • Transportation to the treatments is difficult to organize for the patients, as the health insurance companies do not cover transportation costs. • The patients are not sufficiently informed about their disease • Patients do not believe that the treatment will help them maintain their vision. Methods The study investigates the treatment of AMD patients of the Eye Clinic Sulzbach, who were treated within the VISYONET quality network. Visual acuity progression, injection and follow-up frequencies, and treatment adherence of 546 patients from 2016 to early 2020 were analyzed. A treatment duration of at least 12 months was a prerequisite for inclusion in the analysis. In addition, reasons for deviations from the recommended treatment path were elicited with the help of a patient survey. 183 AMD patients participated in the survey. Results Of 194 patients treated for the first time in 2016, 126 were still receiving treatment after 24 months and 81 patients after 36 months. The average number of IVOM per patient per year of treatment was 7 IVOM in the first year, 6.4 in the second year, and 6.3 IVOM in the third year. Follow-up occurred in 93.2% of cases. The number of follow-up visits averaged 2.4 less than the recommended number of follow-up visits per year. The average visual acuity remains stable for 36 months. The survey revealed the following results: Only 23% of respondents reported no other comorbidities. The most frequently mentioned diseases were musculoskeletal disorders, cardiac diseases and diabetes mellitus. The average distance to the IVOM center is 29 km and a time expenditure of 34 minutes one way, the distance to the family ophthalmologist is 11 km and 11 minutes. Transfer to the examinations is done by relatives or joy in 76% of the cases. Only 57% find it very easy or easy to organize the transfer. 73 % of the patients feel very well or well informed about their disease. The time needed for the treatment takes about 1 hour longer than the patients find acceptable. Many of the AMD patients suffer from various limitations in everyday life: 14% are dependent on assistance in everyday life, 35% find reading difficult or very difficult, 14% find cooking and eating difficult or very difficult, 23% find climbing stairs difficult or very difficult, 17% find watching television difficult or very difficult. 75% of patients feel very strongly about the treatment, and 77% of respondents feel very strongly or strongly that the treatment will help them maintain their vision. Conclusion: The partnership-based, close-to-home delivery of IVOM treatment within the VISYONET quality network and the associated time savings have been shown to have a positive impact on treatment adherence. In order to achieve an acceptable treatment duration for the patient, attention should be paid to correct scheduling, preparation of treatment documents and standardized treatment procedures during treatment in the physician's office or IVOM surgery center. Long waiting times or organizational delays in treatment should be avoided, especially for IVOM patients due to the high treatment frequencies. For patients, new concepts are needed to support the organization of the transfer. An adjustment of treatment times to the needs of working relatives seems reasonable to ensure continuity of therapy. In addition, the time between indication during follow-up and subsequent IVOM should be kept as short as possible to avoid loss of visual acuity as far as possible. For AMD patients undergoing inpatient treatment, a special regulation of the payers for the billing of IVOM treatment by hospitals would be useful, so that the treatment can be continued without problems even in case of an inpatient stay. In structurally weak areas, the accessibility of treatment services is significantly more difficult. In the area of IVOM aftercare and follow-up, telemedical offers could be tested for their feasibility in further studies. For IVOM treatment itself, the use of a mobile IVOM operating room might be possible in order to increase therapy continuity and adherence.
Link zu diesem Datensatz: urn:nbn:de:bsz:291--ds-360340
hdl:20.500.11880/32874
http://dx.doi.org/10.22028/D291-36034
Erstgutachter: Jäger, Johannes
Tag der mündlichen Prüfung: 20-Apr-2022
Datum des Eintrags: 2-Mai-2022
Fakultät: M - Medizinische Fakultät
Fachrichtung: M - Zentrum für Allgemeinmedizin
Professur: M - Keiner Professur zugeordnet
Sammlung:SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes

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