Bitte benutzen Sie diese Referenz, um auf diese Ressource zu verweisen: doi:10.22028/D291-34072
Titel: Antikörperstatus gegen Masern, Mumps und Varizellen bei Leistungssportlern : Welche Immunitätslücken finden sich bei Fußballbundesligaspielern?
VerfasserIn: Rauchschwalbe, Philip
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2020
Erscheinungsort: Homburg/Saar
Kontrollierte Schlagwörter: Impfschutz
Masern
Mumps
Windpocken
Fußballspieler
Fußballbundesliga
Fußballbundesliga 2
DDC-Sachgruppe: 610 Medizin, Gesundheit
Dokumenttyp: Dissertation
Abstract: Masern, Mumps und Varizellen sind hochansteckende Infektionserkrankungen, die vor allem im Kindesalter vorkommen. Sie können aber auch bei Erwachsenen auftreten und verlaufen dann meist schwerer und häufiger komplikationsreich. Profisportler sind durch engen Kontakt zu Gegenspielern und Umfeld, durch viele internationale Reisen und ein durch das intensive Training beeinflusstes Immunsystem besonders anfällig. Außerdem können die Folgen einer Erkrankung für einen professionellen Sportler schwerwiegender sein als für die Allgemeinbevölkerung, da selbst bei milden Symptomen die Performance des Leistungssportlers relevant eingeschränkt sein kann. In den meisten Fällen bietet eine Impfung einen zuverlässigen Schutz vor diesen Krankheiten. Das Ziel der Arbeit war zu klären, ob es relevante Immunitätslücken bei Leistungssportlern gibt, die für den Leistungssport bedeutend sind. Diese Frage sollte anhand von 502 Blutserumproben von Fußballspielern der deutschen ersten und zweiten Bundesliga erörtert werden. Die Probanden waren alle männlich und zum Zeitpunkt der Probenentnahme zwischen 17 und 39 Jahre alt. Der Großteil wurde vor 1990, dem Jahr der deutschen Wiedervereinigung, geboren. Die Blutproben wurden 2006 entnommen. Dies geschah im Rahmen einer anderen Studie. Mittels Chemilumineszenz-Immunoassay wurde der IgG-Antikörper-Serostatus gegen Masern, Mumps und Varizellen ermittelt. Dabei ist zu beachten, dass das Kollektiv im professionellen Fußball-Sport international zusammengewürfelt ist. Daher sollte zudem geklärt werden, ob die geographische Herkunft der Spieler Auswirkungen auf ihren Immunitätsstatus hat. Hierbei wurden die Spieler nach ihrem Geburtsort in verschiedene Gruppen unterteilt. 281 wurden in Deutschland geboren (davon 249 in West- und 29 in Ostdeutschland). Aus Afrika kamen 31 Probanden, aus Osteuropa 84, aus Westeuropa 43, aus Südamerika 41 und aus sonstigen Regionen insgesamt 22. Zum einen wurde der Unterschied zwischen Spielern mit und ohne Migrationshintergrund analysiert. Zum anderen wurde bei den innerhalb Deutschlands geborenen Spielern der Unterschied zwischen Spielern aus Ost- und Westdeutschland untersucht. Dies war notwendig, weil jeweils unterschiedliche Impfempfehlungen bis zur Wiedervereinigung gültig waren. Letztere Analyse wurde auf Basis der Impfempfehlungen und deren Veränderungen in der jeweiligen Geschichte der BRD und DDR nach Geburtsjahrgängen aufgeschlüsselt. 172 (34,3%) der Probanden zeigten bei mindestens einem der drei getesteten Erregern einen fehlenden oder grenzwertigen Antikörperstatus. Dabei zeigten 143 (28,5%) Lücken bei nur einem Erreger. 29 Probanden (5,8%) verfügten über negative oder grenzwertige Testergebnisse bei mehreren Erregern. Bei der Masernanalyse waren 13,9% IgG-negativ oder grenzwertig. Bei Mumps und Varizellen waren es 20,4% bzw. 7,5%. Bei den Masern zeigten sich mit besonders hohen Raten an IgG-negativen oder grenzwertigen Ergebnissen die Spieler aus Osteuropa (36,3%). Bei Mumps hatten die in Deutschland geborenen Spieler im Vergleich zu den im Ausland geborenen die höchsten Raten an IgG-Negativen oder Grenzwertigen (26,2% vs. 13,2%). In der Varizellen-Analyse fielen die Spieler aus Afrika (19,2%) und Südamerika (13,5%) auf. Beim innerdeutschen Vergleich zeigten sich bei Masern und Varizellen nur geringe Differenzen zwischen den in Ost-und Westdeutschland geborenen Probanden. Die Daten bei Mumps waren allerdings auffällig. Die Spieler aus Westdeutschland hatten eine deutlich höhere Rate an IgG-negativen oder grenzwertigen Ergebnissen als die in Ostdeutschland geborenen (28,8% vs. 3,4%). Dies könnte ein Spiegel der unterschiedlichen Impfempfehlungen sein, da in Westdeutschland die Mumpsimpfung als Einzelimpfung seit 1976 ab dem 1. Lebensjahr und seit 1981 in der Kombination mit Masern und Röteln empfohlen war, in der damaligen DDR aber lediglich eine freiwillige Impfung ab 1977 empfohlen war. Es ist daher möglich, dass das Mumps-Wildvirus in der DDR länger zirkulierte und damit eine robustere Immunität begründete, da die Antikörpertiter wie allgemein bekannt nach der Impfung schwächer ausfallen als nach einer Wildvirusinfektion. Wenn man die Geburtsjahrgänge einzeln betrachtet, zeigten sich 3 auffällige Jahrgänge (1981-1983) mit besonders niedrigen Antikörperraten bei Mumps unter den in Westdeutschland Geborenen. Man könnte mutmaßen, dass in diesen Jahren möglicherweise Impfstoffchargen verimpft wurden, die eine geringere Potenz hatten. Eine Präferenz für diese Geburtsjahrgänge findet sich unter den Meldedaten für die Mumpsinfektion von 2000-2017 allerdings nicht. Leider stehen keine verlässlichen Meldedaten zu früheren Zeiträumen zur Verfügung, sodass letztendlich offen bleibt, ob dieses Phänomen ohne Konsequenzen blieb oder zu einer erhöhten Rate von Mumpserkrankungen in den früheren Jahren, die sich nicht im Melderegister finden, geführt hat. Zusammenfassend zeigte sich ein insgesamt hoher Anteil an Spielern, die keine sichere Immunität aufwiesen und nachgeimpft werden sollten. Die weltweit unterschiedliche Epidemiologie der Erreger und die unterschiedlichen Impfempfehlungen spiegelten sich in der Seropositivitätsrate wider. Auffällig waren besonders Lücken bei Masern bei Spielern aus Osteuropa, bei VZV bei Spielern aus Afrika und Südamerika und bei Mumps bei Spielern aus Deutschland, vor allem Westdeutschland. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Profi-Sportler trotz intensiver medizinischer Betreuung bedeutsame Immunitätslücken aufweisen. Wir möchten mit dieser Arbeit auf den Nutzen und die Wichtigkeit der Impfprävention aufmerksam machen und das Bewusstsein gegenüber indizierten Impfungen im Profisport steigern, um die bestehenden Impflücken zu schließen und damit Ausfälle und Krankheitskomplikationen zu vermeiden.
Measles, mumps and chickenpox are highly contagious infectious diseases that occur primarily during childhood. However, they can also occur in adult age and in this case the course of the disease is more severe and often associated with various complications. Professional athletes are particularly susceptible to infections due to close contact with opponents and their surroundings. Other influences are e.g. many international trips and an immune system influenced by intensive training. In addition, the consequences of an illness can be more serious for a professional athlete than for the general population, because even with mild symptoms the performance of the competitive athlete can be significantly reduced. In most cases, vaccination provides reliable protection against these diseases. The starting point for this thesis was the question whether there are significant immunity gaps for infectious diseases among competitive athletes which may be relevant their competitive sports. This question was to be discussed on the basis of 502 blood serum samples from soccer players of the German first and second Bundesliga. The subjects were all male and between 17 and 39 years of age at the time of specimen collection. The majority of the athletes were born before 1990, the year of German reunification. The blood samples were collected in 2006. This was done as part of another study. A chemiluminescent immunoassay was performed to determine the serostatus of IgG antibodies against measles, mumps and varicella. It should be noted that the collective in professional soccer is an internationally mixed one. It should therefore also be clarified whether the geographical origin of the players has an impact on their immunity status. The players were divided into different groups according to their birthplace. 281 were born in Germany (249 in West Germany and 29 in East Germany). 31 test persons came from Africa, 84 from Eastern Europe, 43 from Western Europe, 41 from South America, and 22 from other regions. On the one hand, the difference between players with and without a migration background was analyzed. On the other hand, the difference between players born in East and West Germany was investigated. This was necessary because different vaccination recommendations were in effect before the reunification. The latter analysis was based on the vaccination recommendations and their changes in the respective history of the FRG and GDR, with respect to the year of birth. 172 (34.3%) of the subjects showed absent or borderline antibody status for at least one of the three pathogens tested. Thereby, 143 (28.5%) showed gaps with only one pathogen. 29 subjects (5.8%) had negative or borderline test results for multiple pathogens. The measles analysis gave 13.9% IgG negative or borderline results. For mumps and varicella, the figures were 20.4% and 7.5%, respectively. For measles, IgG negative or borderline results were particularly high in Eastern Europe (36.3%). For mumps, German-born players had the highest rates of IgG negative or borderline results compared to foreign-born players (26.2% vs. 13.2%). In varicella analysis, the results of the players from Africa (19.2%) and South America (13.5%) stood out. In a comparison within Germany, only minor differences were found in the test results on measles and varicella between subjects born in East and West Germany. However, the data for mumps were striking. Players from West Germany had a significantly higher rate of IgG negative or borderline results than players born in East Germany (28.8% vs. 3.4%). This could be a result of the different vaccination recommendations: In West Germany the mumps vaccination was recommended as a single vaccination from the age of 1 year since 1976 and in combination with measles and rubella since 1981, but in the former GDR only a voluntary vaccination was recommended since 1977. It is therefore possible that the mumps wild virus circulated longer in the GDR and thus built up a more robust immunity, since it is known that antibody titers are weaker after vaccination than after a wild virus infection. Looking at the birth cohorts individually, 3 conspicuous cohorts (1981-1983) with particularly low antibody rates for mumps were found among the athletes born in West Germany. One could assume that vaccine batches with a lower potency were possibly used for vaccination in these years. However, there is no significance for these birth cohorts among the reported data on mumps infection from 2000-2017. Unfortunately, no reliable reporting data are available for earlier periods, so it ultimately remains unclear whether this phenomenon was without consequences or whether it led to an increased rate of mumps infections in earlier years that are not on the reporting register. In summary, there was a high overall percentage of players who do not have secure immunity and should be re-vaccinated. The different epidemiology of the pathogens worldwide and the different vaccination recommendations were reflected in the seropositivity rate. Particularly noticeable were gaps in measles immunity among players from Eastern Europe, in VZV immunity among players from Africa and South America and in mumps immunity among players from Germany, especially West Germany. Our results show that professional athletes have significant immune deficiencies despite intensive medical care. With this work, we want to draw attention to the benefits and importance of vaccination prevention and increase awareness of indicated vaccinations in professional sports in order to close existing vaccination gaps and thus avoid downtimes and disease complications.
Link zu diesem Datensatz: urn:nbn:de:bsz:291--ds-340724
hdl:20.500.11880/31385
http://dx.doi.org/10.22028/D291-34072
Erstgutachter: Gärtner, Barbara
Tag der mündlichen Prüfung: 6-Mai-2021
Datum des Eintrags: 14-Jun-2021
Fakultät: M - Medizinische Fakultät
Fachrichtung: M - Infektionsmedizin
Professur: M - Prof. Dr. Dr. Sören Becker
Sammlung:SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes

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