Bitte benutzen Sie diese Referenz, um auf diese Ressource zu verweisen: doi:10.22028/D291-32747
Titel: Die operative Therapie der Spondylodiszitis : Eine Verlaufsuntersuchung an der Klinik für Neurochirurgie der Universitätsklinik des Saarlandes
VerfasserIn: Wagner, Anne-Catherine
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2020
Erscheinungsort: Homburg/Saar
DDC-Sachgruppe: 610 Medizin, Gesundheit
Dokumenttyp: Dissertation
Abstract: Hintergrund Die Spondylodiszitis ist eine seltene Erkrankung, welche jedoch bei einer alternden Gesellschaft und einem höheren Anteil an immunsupprimierten und multimorbiden Patienten eine steigende Inzidenz aufzeigt. Die optimale Therapie wurde bisher nicht festgelegt. Es muss zwischen der konservativen und der operativen Versorgung entschieden werden. Ziel dieser Arbeit ist es, das klinische Ergebnis nach operativer Therapie zu evaluieren und Faktoren herauszuarbeiten, die Einfluss haben hinsichtlich des peri- und postoperativen Verlaufs. Methoden Es wurden alle Patienten, welche zwischen dem 01.01.2011 und dem 03.06.2015 konsekutiv an der Klinik für Neurochirurgie der Universität des Saarlandes bei primärer Spondylodiszitis operiert wurden, identifiziert. Die elektronische Patientenakte wurde genutzt um folgende Daten zu erheben: Patientencharakteristika, prä-, intra-, und post-operative Daten sowie Informationen zur ambulanten Verlaufsuntersuchung. Besonderes Augenmerk wurde auf die Operationsberichte bezüglich operativer Verfahren, die stationären Arztberichte sowie die ambulanten Briefe der Kontrolluntersuchungen gelegt. Diese Daten wurden tabellarisch in Excel und SPSS festgehalten und analysiert. Zudem erfolgte zum besseren Vergleich die Einteilung des Patientenguts in verschiedene Gruppen: Patienten mit oder ohne instrumentelle Stabilisierung im Rahmen der ersten Operation, Patienten welche im Verlauf überlebten oder verstarben, Patienten mit einem Alter unter oder über 70 Jahren sowie Patienten mit einem eigens konzipiertem MRT-Score unter oder über 5 Punkten. Ergebnisse Insgesamt wurden 131 (78 männlich und 53 weiblich) Patienten im Zeitraum vom 01.01.2011 bis zum 03.06.2015 operativ behandelt. Diese 131 Patienten wurden insgesamt 144-mal stationär zur operativen Therapie aufgenommen. Insgesamt 10 Patienten mussten wiederholt stationär aufgenommen werden. Das Durchschnittsalter betrug 68 Jahre und die durchschnittlich stationäre Verweildauer lag bei 22,17 Tagen. Die präoperativen Beschwerden bestanden im Durchschnitt seit 37,67 Tagen. In 92,30% der Fälle waren lokale Schmerzen der Wirbelsäule die führende Beschwerdesymptomatik und in 66,67% wiesen die Patienten eine neurologische Symptomatik auf; Paresen waren bei 47,92% aller Patienten nachweisbar. Im Durchschnitt litten die Patienten an 3,17 Komorbiditäten und wiesen einen Risikofaktor (Nikotinabusus, Alkoholabusus, Über- oder Untergewicht) auf. Insgesamt waren 72,06% der Patienten übergewichtig; der Durchschnitts-BMI betrug 28,06. Bei 28,47% der Patienten waren die Kriterien einer Sepsis erfüllt. Insgesamt sind 10,69% der Patienten verstorben. In 14 Fällen war die Spondylodiszitis im Bereich der Halswirbelsäule, in 45 Fällen im Areal der Brustwirbelsäule und in 85 Fällen im Abschnitt der Lendenwirbelsäule lokalisiert. In 53 Fällen wurden die Patienten im ersten operativen Eingriff ohne und in 78 Fällen mit interner Stabilisierung versorgt. Patienten, welche im Rahmen der ersten Operation keine interne Stabilisierung erhielten, mussten signifikant häufiger aufgrund einer persistierenden Infektion erneut operiert werden, als die Patienten, welche bereits innerhalb des ersten Eingriffes eine instrumentelle Versorgung zur Stabilisierung erhielten (32,08% vs. 0%). Aus dem gesamten Patientengut stellten sich 43,75% zur Verlaufskontrolle ambulant vor. 37,5% der Patienten klagten weiterhin über lokale Schmerzen als häufigstes Symptom. In einer erfolgten MRT-Kontrolle waren zu 81,81% keine entzündlichen Formationen im Bereich der betroffenen Lokalisation zu verzeichnen. Nach Untersuchung der Vergleichsgruppen konnte festgehalten werden, dass eine alleinige Dekompression eine ausreichende Behandlung darstellen kann bei jedoch zeitgleich erhöhtem Risiko einer persistieren Infektion, sodass es im Falle mehrerer Operationen doch einer internen Stabilisierung zur ausreichenden Sanierung bedarf. Zudem konnten Faktoren wie männliches Geschlecht, Vorliegen einer Sepsis, einer Niereninsuffizienz, einer respiratorischen Insuffizienz, einer Querschnittsymptomatik oder Paresen, eine hohe Anzahl an Komorbiditäten sowie eine hohe Anzahl an betroffenen Segmenten als negative prognostische Faktoren identifiziert werden. Weiterhin hat sich gezeigt, dass die Patientengruppen mit einem Alter unter oder über 70 Jahren keine relevanten Unterschiede in Bezug auf Patientencharakteristika und Verlauf vorweisen, wie auch in der Gruppe der Patienten mit einem MRT-Score unter oder über 5 Punkten. Schlussfolgerung Bei der Spondylodiszitis handelt es sich um eine infektiöse Erkrankung des höheren Alters. Die Diagnosestellung erfolgt meist verzögert bei länger bestehender Symptomatik. Mittels ausführlicher Anamnese, Erregerdiagnostik, Bildgebung und histologischer Gewebeuntersuchung kann eine sichere Diagnose gestellt werden. Es empfiehlt sich eine frühzeitige antibiotische Behandlung sowie operative Therapie mit oder ohne interne Stabilisierung. Im Rahmen der Verlaufskontrolle sollte besonderes Augenmerk auf die Schmerzsymptomatik sowie die neurologischen Beschwerden gelegt werden. Um ein mögliches Rezidiv frühzeitig zu erkennen sind laborchemische und bildgebende Kontrollen im Verlauf empfehlenswert.
Background Spondylodiscitis is a rare infection which shows an increasing incidence due to an aging society and a higher rate of immunosuppressed and multimorbid patients. An ideal therapy has not been defined yet; the decision has to be made between conservative and surgical treatment. The aim of this dissertation is to evaluate the patients´ clinical outcome after surgical management and to define factors which may have an influence on the peri- and postsurgical development. Methods All the patients with primary spondylodiscitis surgically treated from 01.01.2011 to 03.06.2015 at the neurosurgical Hospital from the University from Saarland were identified. The patients´ electronic files were used to collect following data: patients´ characteristics, pre-, intra-, and postsurgical data as well as information of the follow-up examination. Special attention was paid to the surgical report in terms of surgical procedure, the medical report, and the ambulant control documents. This data was tabulated via Excel and SPSS for analytical purpose. For better comparison, patients were assigned to different groups: patients with or without internal stabilisation during the first surgery, patients who survived or died, patients aged under or over 70 years, and patients with a specially developed MRI-score under or over 5 points. Results A total of 131 (78 male and 53 female) patients received surgical therapy from 01.01.2011 to 03.06.2015. Those 131 patients were hospitalised for a total of 144 stationary admissions. 10 patients needed to get hospitalised multiple times. The average age was 68 years and the patients were hospitalised on average for 22,17 days. The clinical symptoms presented themselves for 37,67 days until hospitalisation. A total of 92,30% of patients reported back-pain and 66,67% showed neurological symptoms; paresis was seen in 47,92% of cases. Patients had in mean 3,17 comorbidities and showed one risk factor (nicotine abuse, alcohol abuse, over- or underweight). All in all, 72,06% of the patients were overweight; the average BMI was 28,36. Altogether 28,47% of the patients fulfilled criteria of septicaemia and 10,69% of patients died. In 14 cases the spondylodiscitis was localised on the cervical spine, in 45 cases on the thoracic region, and in 85 cases on the lumbar spine. During the first surgery, 53 patients received decompression without medical implant and 78 patients received decompression with internal stabilisation. Patients who received decompression only during the first surgery needed another surgical intervention due to a persistent infection significantly more often than patients who received internal stabilisation during the first intervention (32,08% vs. 0%). Patients came to a follow-up control in 43,75%, at which 37,5% of the patients complained about local pain as most presenting symptom. An MRI-control showed in 81,81% no sign of infection in the affected region. After analysis of the different groups we can conclude that decompression alone can represent a sufficient therapy but with a higher risk of persistent infection at the same time, so that in case of multiple surgeries needed, an internal stabilisation is required to clear the infection. Furthermore, factors as male sex, septicaemia, renal or respiratory insufficiency, symptoms of paraplegia or paresis, high number of comorbidities, and high number of affected segments can be identified as negative prognostic factors. Additionally, there was no relevant difference noted in relation to characteristics and outcome between patients aged under or over 70 years as well as between patients with an MRI-score under or over 5 points. Conclusion As a result, we can conclude that spondylodiscitis is an infectious disease of the elderly. The steps from symptoms to diagnosis are often delayed. A safe diagnosis can be made through detailed anamnesis, pathogen diagnostics, imaging, and histological proof. We suggest an early antibiotic treatment and surgical therapy with or without internal stabilisation. Pain and neurological symptoms should be given extra attention during follow-up controls. Moreover, we suggest laboratory tests and imaging controls to detect a possible recurrence at the earliest time possible.
Link zu diesem Datensatz: urn:nbn:de:bsz:291--ds-327476
hdl:20.500.11880/30276
http://dx.doi.org/10.22028/D291-32747
Erstgutachter: Oertel, Joachim
Tag der mündlichen Prüfung: 25-Nov-2020
Datum des Eintrags: 21-Dez-2020
Fakultät: M - Medizinische Fakultät
Fachrichtung: M - Neurochirurgie
Professur: M - Prof. Dr. Joachim Oertel
Sammlung:SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes

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