Bitte benutzen Sie diese Referenz, um auf diese Ressource zu verweisen: doi:10.22028/D291-29952
Titel: Einfluss des Geschlechts auf die neonatale Prognose saarländischer Neugeborener
VerfasserIn: Winter, Gelareh
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2018
Erscheinungsort: Homburg/Saar
Kontrollierte Schlagwörter: Prognose
Neugeborenes
DDC-Sachgruppe: 610 Medizin, Gesundheit
Dokumenttyp: Dissertation
Abstract: 2 Zusammenfassung 2.1 Deutsche Fassung 2.1.1 Hintergrund und Fragestellung Das kindliche Geschlecht gilt als wichtiger Einflussfaktor der neonatalen Prognose. Bereits 1971 erwähnten Naeye et al. das Phänomen der männlichen Benachteiligung. Männliche Früh- und Reifgeborene zeigen im Vergleich zu weiblichen Neugeborenen in vielen Studien ein erhöhtes Risiko für perinatale Morbidität und Mortalität. Bei Frühgeborenen stehen Komplikationen und Mortalität vor allem im Zusammenhang mit Störungen der Atmung im Vordergrund. Man geht davon aus, dass dies maßgeblich mit der früher beginnenden Lungenreifung zusammenhängt, die den weiblichen Frühgeboren einen Vorteil bringt. Ziel der retrospektiven Analyse war es, die aktuellen geschlechtsspezifischen Behandlungsergebnisse für Neugeborene am Beispiel der Geburtenpopulation des Saarlandes zu untersuchen. Es sollen Zusammenhänge und eventuelle Risikofaktoren in Bezug zum Kindsgeschlecht herausgearbeitet und evaluiert werden. 2.1.2 Methoden Analysiert wurden die Datensätze der saarländischen Perinatalerhebung der Jahre 2007 bis 2012. Diese umfassten alle in diesem Zeitraum im Saarland durchgeführten Entbindungen (Geburtshilfe), sowie die Neonataldaten der stationär aufgenommenen Neugeborenen der Jahre 2010-2012 (Neonatologie). Nach Ausschluss von mehrfach kodierten Fällen und minderjährigen Müttern wurden ca. 93% der kindlichen und mütterlichen Datensätze aus der Geburtshilfe erfolgreich zusammengeführt (n=41.054). Von insgesamt 4.388 eingeschlossenen Fällen aus der Neonatalerhebung konnten 3.706 Datensätze mit Variablen aus der Geburtshilfe verknüpft und analysiert werden. Die statistische Auswertung erfolgte mittels IBM SPSS Statistics (Version 19). 2.1.3 Ergebnisse In der untersuchten saarländischen Geburtenpopulation lag der Anteil der männlichen Neugeboren bei 51,1 %. Das Alter der Mutter, Herkunft, Berufsstatus, Gravidität, Parität sowie das Vorliegen einer Risikoschwangerschaft waren zwischen den Geschlechtern gleich verteilt. Bei Geburten eines männlichen Kindes zeigte sich häufiger eine vorzeitige Wehentätigkeit (9,9 % vs. 9,7 %, p=0,02), eine mütterliche Infektion (26,6 % vs. 26,2 %, p=0,03) und ein pathologischer Geburtsverlauf mit fetalem Distress (25,3 % vs. 24,5 %, p<0,001). Zudem war das männliche Geschlecht signifikant mit einer höheren Sektio-Rate (39,6 % vs. 37,3 %; p<0,001) und Frühgeburtlichkeit (10,8 % vs. 9,5 %, p<0,001) assoziiert. Männliche Reifgeborene wiesen eine schlechtere postnatale Anpassung auf (p<0,001), entwickelten häufiger eine akute Atemstörung und benötigten häufiger eine Atemunterstützung, insbesondere Maskenbeatmung (p<0,001). Bei männlichen Frühgeborenen wurde häufiger ein Nabelschnur- pH-Wert unter 7,10 verzeichnet (p=0,02). Eine Verlegung in die Kinderklinik erfolgte bei männlichen Reifgeborenen häufiger als bei Mädchen (7,1 % vs. 5,8 %), meist aufgrund von Atemstörungen oder Verdacht auf konnatale Infektionen. Verlegte eutrophe Reifgeborene nach primärer Sektio zeigten vermehrt akute Atemstörungen (p=0,03). Ein geschlechtsabhängiger Unterschied hinsichtlich Beatmungsdauer und –art zeigte sich bei den verlegten Kindern nicht. Auch typische Komplikationen der Frühgeburtlichkeit (Retinopathia praematurorum, intraventrikuläre Hämorrhagie, nekrotisierende Enterokolitis), sowie perinatale Mortalität und Überleben wurden durch das kindliche Geschlecht nicht beeinflusst. 2.1.4 Schlussfolgerung Wir konnten in unserem saarländischen Kollektiv die bisher in der Literatur beschriebenen „männlichen Nachteile“ in der neonatalen Prognose nicht in der Gruppe der Frühgeborenen, sondern bei den Reifgeborenen aufzeigen. Männliche Reifgeborene wurden häufiger operativ entbunden und zeigten postnatal eine schlechtere Anpassung mit erhöhtem Auftreten von Atemstörungen. Zudem lag der Anteil verlegter männlicher Neugeborener höher als beim weiblichen Geschlecht. Männliche und weibliche Frühgeborene unterschieden sich hingegen nicht in den Punkten postnatale Anpassung, Atemstörung und Entwicklung typischer pulmonaler Langzeitkomplikationen, welche in vorangegangenen Studien mit einer erhöhten Inzidenz beim männlichen Geschlecht beschrieben wurden. Möglicher Erklärungsansatz hierfür ist die geringere Frühgeborenen-Fallzahl in unserem Studienkollektiv, da wir die gesamte Geburtenpopulation ab der 22. Schwangerschaftswoche in unsere Analyse einschlossen und somit Reifgeborene prozentual stärker repräsentiert waren. Geringe Fallzahlen erschweren es statistische Unterschiede herauszuarbeiten. Weitere multizentrische prospektive Studien sind notwendig, um zu prüfen ob der medizinische Fortschritt einen Einfluss auf die in historischen Kollektiven beschriebenen geschlechtsabhängigen Unterschiede von Morbidität und Mortalität bei Früh und Reifgeborenen hat.
2.2 Englische Fassung 2.2.1 Background Fetal sex is considered to exert an important influence on neonatal outcome. As early as 1971, Naeye et al. referred to the phenomenon of ”male disadvantage”. A higher risk for perinatal morbidity and mortality in preterm and term male newborns compared to female newborns has been reported in prior studies. It is assumed that one of the main reasons is the earlier onset of lung development in female fetuses. The objective of this retrospective study was to investigate the current gender specific morbidity and mortality in a general cohort such as the birth population of Saarland/Germany. In the process, connections and possible risc factors concerning fetal gender should be identified and clarified. 2.2.2 Study design We analysed sets of data using the perinatal database of the federal state of Saarland from 2007-2012. These included every delivery performed during this period (Obstetric), plus the neonatal database of all neonatal inpatients admitted in 2010- 2012 (Neonatal). After excluding multi-coded cases and cases of underaged mothers, we were able successfully to merge approximately 93 % of the neonatal and maternal records (n= 41.054). Out of total of 4.388 neonatal cases, 3.706 cases were able to be matched with the Obstetric database. The statistical evaluation was performed with IBM SPSS Statistics (Version 19). 2.2.3 Results 51.1% of the newborns were males. Maternal age, origin, professional activity, gravidity, parity and presence of high-risk-pregnancy were equally distributed between both genders. Births of male newborns showed more frequently premature labour (9.9 % vs. 9.7 %, p=0.02), maternal infection (26.6 % vs. 26.2 %, p=0.03) and development of fetal distress (25.3 % vs. 24.5 %, p<0.001). Furthermore male gender was associated with a significant higher risk of caesarean section (39.6 % vs. 37.3 %; p<0.001) and prematurity (10.8 % vs. 9.5 %, p<0.001). Male term newborns showed worse postnatal adaption (p<0.001), developed respiratory distress more frequently and more often required ventilatory support, such as mask ventilation (p<0.001). Male preterm infants showed more frequently an umbilical cord pH under 7.1 (p=0,02). Compared to female term newborns, male term newborns presented a higher rate of admission to a neonatal care unit (7.1 % vs. 5.8 %), mainly due to respiratory dysfunction or suspected infection. Those eutrophic term newborns admitted showed after primary caesarean section an increased rate of acute respiratory dysfunction (p=0,03). Among admitted neonates, no significant gender difference was seen in regard to and type of artificial ventilation. Typical preterm complications (retinopathy of prematurity, intraventricular haemorrhage, necrotising enterolocolitis), perinatal mortality and survival were not influenced by the sex of the child. 2.2.4 Conclusion In our database for the federal state of Saarland, unlike as has been described in earlier literature, we could see that the “male disadvantage” is pronounced in male term newborns and not as expected in male preterms. Male term newborns showed higher rates of surgical delivery and worse postnatal adjustment with higher rates of respiratory distress. Furthermore, the proportion of admitted male newborns compared to female newborns was higher. Preterms in our database however showed a gender balance regarding postnatal adjustment, respiratory dysfunction und development of typical long-term pulmonary complications, factors which were described in former studies with a higher incidence rate for male sex. Our study set-up offers a possible explanation. We analysed the total newborn collective, including all adult pregnancies starting of the 22th gestational week, in order to present a realistic picture of the overall situation. Yet, the smaller number of preterms compared to the term newborns in our database could explain the missing distinction. The small number of cases makes it difficult to emphasize statistical differences. Another important point is the improvement of medical progress und knowledge in premature intensive care, which is leading to a virtual levelling of the imbalance between the fetal sexes. That there might be a connection between gestational age and perinatal mortality rather than between fetal gender and perinatal mortality, must however be taken into consideration. Further prospective studies are required to clarify if medical progress has an influence on historically documented gender specific differences in neonatal morbidity and mortality.
Link zu diesem Datensatz: urn:nbn:de:bsz:291--ds-299528
hdl:20.500.11880/28347
http://dx.doi.org/10.22028/D291-29952
Erstgutachter: Zemlin, Michael
Tag der mündlichen Prüfung: 13-Mär-2019
Datum des Eintrags: 22-Nov-2019
Fakultät: M - Medizinische Fakultät
Fachrichtung: M - Pädiatrie
Professur: 
Sammlung:SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes

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