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doi:10.22028/D291-29801
Titel: | Einfluss von Lebensaspekten angehender Ärzte auf die Wahl ihres zukünftigen Arbeits- und Lebensortes – Ideen zur langfristigen Gewinnung von jungen Medizinern |
VerfasserIn: | Ostendorf, Johannes |
Sprache: | Deutsch |
Erscheinungsjahr: | 2018 |
Erscheinungsort: | Homburg/Saar |
Kontrollierte Schlagwörter: | Wohnort Arzt |
DDC-Sachgruppe: | 610 Medizin, Gesundheit |
Dokumenttyp: | Dissertation |
Abstract: | Hintergrund und Zielsetzung: In vielen ländlichen Regionen fehlt ärztliches Personal. Dieser
Ärztemangel scheint insbesondere ein Verteilungsproblem zu sein. Um dieses anzugehen, sollte
genauer erörtert werden, worin die befragten angehenden Mediziner den Schwerpunkt bei der
Wahl ihres Lebensmittelpunktes setzen. Ziel dieser Studie ist es, erste Faktoren zu
identifizieren, die bei den angehenden Medizinern als besonders wichtig an einer potenziellen
Region und dem zukünftigen Berufsleben empfunden werden. Die Erwartungen junger
Mediziner sollen differenziert und Ideen für umsetzbare Strategien für eine unterversorgte,
ländliche Region abgeleitet werden. Daneben werden auch erste Vorschläge für
Interventionsmöglichkeiten auf ihre Attraktivität bei den Studierenden untersucht. Abhängig
von personenbezogenen Aspekten wird beispielhaft darauf eingegangen, welchen Stellenwert
bestimmte Subgruppen auf familiär-soziale, berufliche und standortbezogene Aspekte legen,
und ob sich dieser möglicherweise auch generationsübergreifend hält. Zusätzlich sollen die
zukünftigen Allgemeinmediziner und die Einstellung zu einer Niederlassung näher beleuchtet
werden.
Methodik: Es wurden n=1063 Studierende an 36 Universitäten mittels Fragebogen online und
in Papierform befragt. Des Weiteren wurden angepasste Fragebögen von n=101 bereits vor Ort
tätigen Ärzten und n=16 Entscheidungsträgern der Region Vechta als Beispielregion
ausgewertet. Die Daten wurden multivariat mittels linearer Regression und univariat via t-Test
analysiert.
Ergebnisse: Familiäre und soziale Aspekte rangieren in dieser Studie bei den Studierenden vor
dem Beruf und dieser wiederum vor den standortbezogenen Faktoren. Männer sind signifikant
karriereorientierter als Frauen, wohingegen familiäre Aspekte signifikant attraktiver für Frauen
sind. Eine gute Work-Life Balance hat hierbei in unserem Kollektiv einen hohen Stellenwert.
Berufliche Unterstützung der Region, vor allem in Belangen der Facharztweiterbildung und
Fortbildung, wird attraktiver als eine außerberufliche Hilfe bewertet; dabei sollte eine Fahrtzeit
von unter 30 Minuten zum Arbeitsplatz möglich sein. Die Allgemeinmedizin besitzt eine
signifikant größere Attraktivität bei nicht zu jungen, angehenden Ärzten mit Partner und
ländlicherer Herkunft. Diese Allgemeinmedizin-Interessierten sind in unserer Kohorte weniger
karriereorientiert und zeigen ein größeres Interesse an Unterstützungen durch eine Region. Die Niederlassung gewinnt an Attraktivität bei größerer Wichtigkeit familiärer Aspekte und der
Kontinuität in der Patientenbetreuung, der Möglichkeit für eine Gemeinschaftspraxis und der
kollegialen Einarbeitung. Ein hoher Stellenwert familiärer und umwelt-/naturbezogener
Aspekte verringert in unserem Kollektiv das Störempfinden für aversive Gegebenheiten des
ländlichen Raumes signifikant. Der großstädtische Bereich ist bei Männern und bei Interesse
für die Tätigkeit in einer Klinik signifikant weniger störend. Eine ländliche Herkunft zeigt sich
univariat mit einer signifikant größeren Attraktivität des ländlichen Bereichs und dessen
sozialen Umfeldes verknüpft. Bei den vor Ort tätigen Ärzten haben acht der zehn
bestbewerteten Faktoren ebenfalls den höchsten Stellenwert wie bei den Studierenden. Die
Entscheidungsträger bewerten die außerberufliche Unterstützung tendenziell besser, als diese
tatsächlich von den jungen Medizinern empfunden wird.
Schlussfolgerung: Eine ländliche Region könnte durch ihr familiäres Flair, einem sozialen
Umfeld und mit ihrer Naturnähe werben. Damit scheint sie insbesondere Frauen und Mediziner
ländlicher Herkunft zu erreichen, die möglicherweise eher dazu bereit sind, sich als
Allgemeinmediziner niederzulassen. Vor allem durch berufliche Unterstützung könnte der
Rückkehrwille dieser Zielgruppe noch gestärkt werden. Karriereinteressierte Männer könnten
durch die Klinik und den großstädtischen Raum angesprochen werden. Unabhängig hiervon
scheinen soziale Aspekte - auch insbesondere am Arbeitsplatz („time & team“) - und familiäre
Faktoren unter Umständen von Vorteil zu sein. Diese Punkte rangieren im befragten Kollektiv
vor dem Beruf. Eine auch für den Partner attraktive Region könnte ein weiterer essentieller
Aspekt sein. Nachfolgend könnten standortbezogene Aspekte von Nutzen sein. Die Ansprüche
der Mediziner halten sich in unserem Kollektiven zum Teil generationsübergreifend, das heißt
auch bei den vor Ort tätigen Ärzten. Die Entscheidungsträger schätzen die Bedürfnisse der
Ärzte in spe überwiegend richtig ein. Ein Fokus auf die berufliche Unterstützung scheint von
hohem Stellenwert zu sein. Diese erste Datenerhebung ist eine beispielhafte Untersuchung und
weist eine Schwerpunktsetzung auf eine spezielle ländliche Region auf. Verallgemeinerung und
Ableitung weiterer Interventionen sind aufgrund des regionalen Charakters noch nicht möglich;
könnten aber ergänzend durch Ausdehnung auf weitere Regionen und Validierung der Daten in
Zukunft möglich werden. Background and objective: Many rural regions report absence of health professionals. This physician shortage seems to be a distributional problem. Approaching this, it is essential to determine the main focus of soon-to-be physicians in choosing their future centre of life, respectively residence. The aim of this study is to give an impression of possible factors which could be important in a potential residence and the professional activity for medical students. The expectations of young professionals are differentiated to find initial ideas for practical strategies for an underserved rural region. Personal variables define subgroups and dependent importance of family-related, social, professional and locoregional aspects are exemplary examined. Could these aspects be existent across the generations? Moreover, the personal attitude of the future general practitioners and the opinion on a medical practice are investigated. Methods: In this survey n=1063 medical students of 36 universities have been interviewed via identical online or paper questionnaires. On top of that an adjusted survey has been answered by n=101 practicing physicians and n=16 political decision-makers in Vechta, Germany as a model-region. The data has been analyzed using multivariate tools with linear regression as well as univariate via t-test. Results: To the medical students of this study, family and social life related aspects are more important than professional or locoregional factors. Male students are significantly more interested in career options than females. Family related aspects are significantly more attractive for women in our collective; a good work-life balance has a central priority. Support of the region in the professional activity, especially in the subject of specialist medical education and further training, is rated as more important than the assistance in extra-vocational topics; the commuting time should be less than 30 minutes. The general practice is significantly more interesting to interviewed students with rural origin, higher age and partner present. The possible future family doctors are significantly less career-orientated in our surveyed cohort and show more interest in professional and extra-professional related aid from the future region. A medical practice is more attractive with higher importance of family-related aspects and interest in continuity of patient care, furthermore in a collaborative practice and training by colleagues. The potential disturbance of a rural region is significantly reduced by a growing interest in family- and nature-related aspects. The potential downsides of the urban region are significantly less acknowledged by males with higher interest in working in a hospital. The rural origin is correlated with a significantly higher attractiveness of the rural region and its social environment in this study. Eight of the ten best-rated factors for the students can also be found in the “top ten” of the already practicing physicians. The political decision-makers see the needs of the students generally and slightly overestimate the importance of the support in extra-vocational aspects. Conclusion: A rural region could recruit young professionals with its familiar flair, social environment and nature. With this they seem to reach especially women and aspiring doctors with rural origin, who are possibly more likely to practice as general practitioners in a medical office. With professional support, the intention of this target group to return in a rural area could be strengthened notably. Career-oriented males could be addressed by practice in hospitals and urban regions. Regardless of these points, social aspects, especially at the working place („time & team“) and family-related aspects seem to be necessary. These factors are ranked as top priority in this study. A region, likewise attractive for the partner of the young professionals, could be a benefit for recruiting medical professionals. Following that, a region seems to profit from locoregional points. Hypothetically the demands of the future medical professionals in the interviewed groups could be seen in a cross-generational way, because they mostly match the wishes of the already practicing doctors in this study. In general, the decision-makers rate those demands accurately, and could possibly concentrate on support in professional aspects. This first collection of data is an exemplary study which prioritizes a specific rural region. Generalization or deduction of further interventions are, due to the regional focus, not possible. This could be a possibility in the future with additionally extension to more regions and validation of the results. |
Link zu diesem Datensatz: | urn:nbn:de:bsz:291--ds-298016 hdl:20.500.11880/28230 http://dx.doi.org/10.22028/D291-29801 |
Erstgutachter: | Pohlemann, Tim |
Tag der mündlichen Prüfung: | 3-Apr-2019 |
Datum des Eintrags: | 29-Okt-2019 |
Fakultät: | M - Medizinische Fakultät |
Fachrichtung: | M - Chirurgie |
Professur: | |
Sammlung: | SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes |
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